Die Kollegen haben die Arbeit beendet und geben ihre Unterlagen zurück.
Dabei flattert eine Abrechnung unseres Schrotthändlers auf Tisch: 93,70€ für sortiertes Altmetall. „Ähm, da kriege ich noch das Geld für“, mahnt mein Kollege, denn Altmetall aus Wohnungsauflösungen ist eine zusätzliche und einfache Einnahmequelle für uns.
Es dauert verdächtig lange, bis der Fahrer zurück kommt und mir das Geld auf den Tisch legt.
Ich gucke ihn fragend an, er zuckt mit den Schultern und murmelt „Das haben wir bei den letzten Auflösungen gesammelt. Wollten wir unter allen aufteilen.“ Ähm, wie bitte?
Wenig später kommt der 2. LKW auf den Hof, man berichtet von dem Vorfall und kurz darauf wird unser Büro gestürmt.
„Das kann ja wohl nicht wahr sein!“ tönt es mir entgegen, „da sammeln wir draußen Zeug, um uns Geld zu verdienen und dann sowas!“
Ich antworte ruhig, daß sie doch wissen, daß alle Gegenstände bei einer Auflösung der Firma gehören und sie ungefragt nichts einstecken dürfen.
Uiuiui, jetzt geht es richtig los „Ich bin seit 11 Jahren hier, wir machen das immer so!“ und „Wir sammeln immer gute Sachen, geben die ab und tun uns das Geld zur Seite.“
Ich bin weiter ganz ruhig „Leute, ist euch eigentlich klar, daß ihr hier gerade Diebstahl zugebt? Mehrfachen Diebstahl?“
Die Antwort ist ein aufgeregtes „Das ist mir egal! Ich geh zur Zeitung, das kann ja wohl nicht wahr sein!“ und die Bande stürmt raus.
Ich bin sprachlos: natürlich kann man versuchen, die Firma zu bestehlen und die Möglichkeiten vor Ort ja auch sind vielfältig und verlockend.
Aber wenn man erwischt wird, ein großes Geschrei über die Ungerechtigkeit der Welt anzustimmen, verrät schon ein gerüttelt Maß an Realitätsferne.