und eini in 'an Woid

Heute gibts nicht die längste Etappe, aber die mit den meisten Höhenmetern von Natternberg nach Hohenau.

Nach einem leckeren Frühstück mit reichlich englisch sprechenden MitesserInnen an den benachbarten Tischen checke ich aus und bereite dann meine Abfahrt vor.

Ich öffne das schöne breite rollbare Tor und hole mein Dreirad aus der Garage. Da stehen auch ca 30 gleich lackierte Räder, die zu der amerikanischen Reisegruppe gehören.

Kaum bin ich dabei das Dreirad in Richtung Nebengebäude zu schieben, bin ich auch schon “entdeckt” worden und komme mit den ersten Radlern ins Gespräch. Sie fahren die Donau abwärts nach Wien. Dass ich alleine, ohne Gepäckfahrzeug und selbst organisiert fahre, ruft Respekt hervor. Ein Mitfahrer von ihnen ist aus South Carolina und ist grade froh um das morgens noch kühle Wetter. Es it wolkig/hochneblig und hat ca. 17 Grad. Bei ihnen hat es ca 37 Grad ... Sie wünschen mir eine gute Reise und ich soll auf mich aufpassen. Danke, das wünsche ich ihnen auch.

Als ich mich fahrradfertig umgezogen und das Rad gepackt habe, sind sie noch dabei das Gepäck in den Kleintransporter zu laden. Kurz nach 9 Uhr gehts los. Erst noch ein Stück entlang der Autobahn Richtung Passau, was schön flach ist. Dort treffe ich die Gruppe auch noch mal wie sie Pause macht.

Ich folge mal wieder nicht der ausgeschilderten Umleitung wegen einer Baustelle, sondern fahre einfach weiter. (Wäre ich allen bisher aufgetauchten Umleitungen wegen irgendwelcher Baustellen gefolgt, hätte ich viele, viele Kilometer Umweg gefahren. Bis auf die aller erste Baustelle bin ich problemlos durch alle Baustellen durchgekommen.)

Die Baustelle ist die Verlegung vom Hochwasserdeich der Donau ins “Landesinnere” zurück und der Bau von Hochwasserwehren und Pumpstationen. Aber der Radweg ist schon fast vorbildlich neu gestaltet und um die Baustelle herum gelegt. Kein Hindernis für mich, dass ich dann später tatsächlich nicht auf dem Deich in das eine Dorf einfahren kann. Meine Route geht eh an dem Dorf vorbei.

Als ich durch Niederalteich komme und die großen Glocken grade einladen, nutze ich die Gelegenheit, um in die riesige Kirche zu schauen. Und ja, da ist im Gegensatz zur minimalistisch ausgestatteten Kirche in Biburg allerhand Ausschmückung vorhanden. Fresken an den Decken und Stuck und Gold und ...

Niederalteich

Ich entferne mich von der Autobahn und komme an einem der ersten Sägewerke vorbei. Von dem Rohstoff Holz gibts hier reichlich. Ab jetzt geht's hauptsächlich aufwärts.

Batelholz

Die ersten Kilometer sind herrlich zu fahren, weil der Donau-Ilz-Radweg auf einer ehemaligen Bahnstrecke gebaut ist, die sanft ansteigend entlang der Höhenlinien geführt ist. Teilweise abseits der Straße duch waldige Tunnel.

Selbst um 11 Uhr ist die Aussicht immer noch nicht gut. Wolken

Langsam wird es sonniger und ich verlasse leider den mäßig steilen Radweg. Bei einer Pause in einer Pizzeria höre ich die anwesenden Kinder miteinander in ihrer gewohnten Mundart sprechen. Und ich kann das auf Anhieb erst mal nicht verstehen. Jetzt bin ich tatsächlich “im Woid”.

Und warum stellt mir einer einfach so ein Schild mit 17% in 500m an den Straßenrand? Geht das nicht auch anders? Nö, da muss ich rauf. Und hinten geht's wieder runter.

Ausblick

Das hier ist das letzte Bild vor der Ankunft. Ich habe zwar noch öfters angehalten und habe Pause gemacht und getrunken, aber da war mir nicht nach fotografieren zu Mute. Ich hatte lauter kleine Sträßchen, auf denen fast kein Verkehr war. Und die, die tatsächlich in meine Richtung fuhren, sind zum Teil erst mal bergauf hinter mir in Schrittgeschwindigkeit hinterher geschlichen, bis ich sie bemerkt und vorbei gelassen habe. Da hat keiner gedrängelt oder gehupt. Aber gewunken oder gelächelt haben sie fast alle.

Die letzten 15 km kamen mir so vor, als wollten sie überhaupt nicht mehr schmelzen und weniger werden. Klar, wenn ich mit 4 bis 5 km/h bergauf krabble ... und hinten runter wegen der Kurven das Dreirad mit Gepäck und mir nicht laufen lassen kann ... Und dann wieder rauf, um die Kurve, noch weiter rauf, noch weiter rauf und runter, runter, runter ...

Der letzte echte Berg hatte keine Kurve und war von unten bis fast ganz oben einfach einsehbar. Ab hier gehts jetzt einfach mal nen Kilometer grade bergauf. Und auch wenn die Straße deutlich befahrener war, haben sie alle brav gewartet, bis kein Gegenverkehr mehr kam und haben erst dann überholt.

Und ab einer bestimmten Stelle hinter Kirchl kannte ich mich dann wieder aus, weil wir mit der Geh-Meditation hier auch schon entlang gekommen waren.

Und im Wald war es richtig naß und es standen noch Pfützen rum. Da muss der kräftige Regenschauer kurz vor mir durchgezogen sein. Da wurde ich doch heute nochmal von unten naß, obwohl ich keinen Regen abbekommen hatte.

Kurz nach 18 Uhr fuhr ich dann bis vors Haus und freute mich, dass ich es so rechtzeitig vorm Abendessen geschafft hatte, dass ich sogar noch duschen konnte.

Jamila begegnete mir als Erste und begrüßte mich sehr freundlich und interessiert. Nicht viel später hatte mich auch Sabine entdeckt und kam mir schon mit ihrem Zelt entgegen. Wir freuten uns sehr, uns wieder zu sehen.

Es gab lecker Abendessen auf der Terasse und ich erfuhr, dass jetzt doch ein Schlafplatz im Haus frei geworden war und ich nicht draußen im Zelt schlafen brauchte. Es war Regen angesagt.

Diese Strecke bin ich gefahren. Strecke mit Höhenmetern

Was habe ich gelernt? Ich habe schon das richtige Gefährt für so eine Radltour. Ich kann die Berge fast so langsam hinauffahren, wie ich will. Ich komme auch oben an, auch wenn es viel viel länger dauert, als mein Kopf wahr haben will oder ich geplant habe. (Kann also unter Mentaltraining verbucht werden.)

Es werden im Zweifelsfall doch noch ein paar Höhenmeter mehr als der Routenplaner meint. (900m geplant, 1400 geworden)

#RadlrundeSommer2019 #Radlrunde

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