FunetoTales

Jäger oder Gejagter?

Winselnd, blutverschmiert, um das Leben bettelnd. So lag es da, dieser furchtbar grausame Anblick. Der Anblick des Rehs war nervenaufreibend und erschütternd, doch nicht für den Jäger. Jan der Jäger war ein abgehärteter Mann, schon seit Ewigkeiten ging er auf die Jagd, um seine Trophäensammlung zu erweitern. So wie an diesem sonnigen Morgen, an dem er seine Waffe auf ein Reh gerichtet hatte. Es lag da, im gleißenden Sonnenlicht unter den dichten Bäumen des Waldes. Verletzt, und mit einer Falle gefesselt. Und über diesem, zwischen den Blättern leidenenden Tier, stand er. Mit stolzem, erhobenem Haupt, Jan der Jäger. Seine scharfen Augen und seine Hakennase verschwanden unter dem Schatten des Jägerhutes. Mit beiden Händen griff er fest das Schussgewehr. An seinem schiefen Grinsen konnte man erkennen, wie er diesen Moment vergötterte. Dieses Gefühl der Kontrolle, der Herrschaft, dieses Gefühl der Dominanz. Das schien ihm wichtiger zu sein als alles andere. Doch, das war für ihn nicht verwunderlich. Jans Vater sagte ihm früher immer: „Es gibt zwei Arten von Lebwesen auf diesem Planeten. Die Menschen und die, die ihnen dienen.“ Jedes Mal wenn sie Jagen waren, sprach Jans Vater diese Worte. Auch in der Erinnerung, in der er seinem Sohn zwang, ein Kaninchen zu häuten. Und immer noch lag es da. So schwach und ängstlich, so hilflos um das Leben bettelnd. Jan der Jäger hob sein Gewehr. Die Waffe war auf den Kopf des Rehs gerichtet. In wenigen Sekunden sollte das Tier sterben müssen. Es war gebunden an dem Seil, das es fing. Es war schwach und hilflos. Doch dann, als Jan gerade den Abzug drücken wollte, fiel ihm etwas auf. Etwas, das er so noch nie zuvor gesehen hatte. In dem Auge des Rehs konnte man etwas erkennen. Es war Angst, Angst vor dem Tod. Hinter den Pupillen war keine leblose Hülle eines Nutzens, es war wie Leben. Leben, dass Jan sah. Angst, Wunsch, Leben; keine Instinkte oder Bedeutungslosigkeit. Jan war gerührt, die Waffe blieb in der Luft. Der Abzug wurde gedrückt, die Waffe schoss. Doch die Patrone traf nicht auf das Reh.

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D

Der Fladdermann

Man nannte ihn einen Sonderling. Ein junge mit kurzen, schwarzen Haaren und einer Rundglasbrille. Alexander liebte Hörspiele, lange Romane und das Sammeln von Souvenirs. Für ihn waren das Dinge, die ihn erfüllten, und zu dem machten, der er nun mal war. Doch Stefan und seine Freunde sahen das anders; das wussten sie auch kundzutun. „Hey, Fladdermann! Hörst du wieder die-drei-Ausrufezeichen?“, fragte ihn Stefan schelmisch an diesem Morgen im Klassenzimmer der 9d. Seine Freunde lachen schelmisch, sie kicherten über jeden seiner schlechten Witze. Alex war ein ruhiger Junge. Er hatte ein Talent dafür, die beleidigenden Anmerkungen seiner Klassenkameraden zu ignorieren. „Hey, Fladdermann. Huhu.“ Wieder kicherten Stefans Freunde, doch Alex nahm keine Kenntnis. Natürlich nervte es ihn, doch Alex wusste, warum Stefan es nicht lassen konnte seine Witze zu reißen. Maria, das hübscheste Mädchen der Schule, stand ebenfalls im Klassenzimmer. Jedes Mal wenn sie in ihrer kurzen Jeans, ihrem luftigen Oberteil und ihren langen, blonden Haaren in der Nähe war, nutze Stefan jede erdenkliche Gelegenheit, um sie zu beeindrucken. Stefan war, wie die meisten Junge seiner Art, total in sie verknallt. So schien es, doch der Schein trügt oft. Eigentlich sah Stefan es nur als eine Herausforderung. Das hübscheste Mädchen der Schule zu beeindrucken, sich an sie ranzumachen und sie schließlich zu verführen; das war Stefans Plan. Doch bisher ohne besonders viel Erfolg. Es gab wohl kaum eine Person, die Stefan so sehr ignorierte, außer vielleicht Alex. Und ein drittes Mal rief er: „Hey, Fladdermann. Hörst du schlecht?“ Alex hatte den Kosenamen „Fladdermann“ von Stefan bekommen. Wenn man immer schwarz trug, große Augenringe hatte und Bilder von Fledermäusen in der Pause zeichnetet, blieb das wohl nicht aus. Stefan wurde genervt. Immer wenn er Alex runtermachen wollte, um Maria zu beeindrucken, nahm keiner von beiden Kenntnis von seinen Sprüchen. Nur seine Gefolgschaft, die sogar höhnte, wenn er nur „Fladdermann“ sagte, schenkten ihm Aufmerksamkeit. Aber wie sollte man es Alex und Maria auch verübeln? Sie waren einfach zu beschäftigt, wie sie da beide am Handy saßen. Zu beschäftigt damit, sich gegenseitig zu schreiben.

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D

Stolze Schmetterlinge

Die Haare waren gekämmt, die Fingernägel geschnitten, Parfüm aufgesetzt; Tom war bereit dafür, bereit für sein langersehntes Date. Das erste Date mit seiner großen Liebe. Schon seit Monaten wartete der junge Student auf diesen Abend. Erst in’s Kino, danach essen gehen; es sollte ein schöner Abend werden. Toms Date hatte es schließlich auch schon lange geplant. Sein Date war aufgeschlossen, selbstbewusst und ein wenig vorausplanend. Tom hingegen war etwas schüchtern und entschied meistens spontan, doch das änderte nichts an ihrer Beziehung. Man sagt ja, Gegensätze ziehen sich an. Er und sein Date hatten sich zwar noch nie für einen romantischen Abend verabredet, doch sie kannten sich schon lange. Als er sein Hemd bügelte und die Zähne putzte, erinnerte Tom sich daran, wie die beiden damals zusammen im Sandkasten spielten. Ständig stritten sie sich, wer die größere Sandburg gebaut hatte. Als die beiden älter wurden, verbrachten sie die Zeit eher damit, Videospiele zu spielen. Jedes Wochenende traf Tom sich mit seiner großen Liebe, um Lario Party zu spielen. Und als sie dann in ein gewisses Alter kamen, fingen sie an, Gefühle für einander zu entwickeln. Stetig wurden sie intensiver, bis Toms Date auf ihm zukam, um sich für den heutigen Tag zu verabreden. Schon lange war Tom nicht mehr so aufgeregt. Er hatte sein Date schon tausende Male getroffen und sie kannten und schätzen einander wie Geschwister, doch dieses Mal war es anders. Schmetterlinge im Bauch, dachte Tom. Was sollte er sagen? Nostalgische Erinnerungen aufgreifen? Chinesisch oder griechisch, wo würden sie hingehen? Dann eine Nachricht auf Toms Handy. „Schon unterwegs? 18.30 in Athena.“, schrieb Schatzi. Ausatmen, einatmen. Tom war bereit, er stank nicht, er war nicht krank; Eifer erfüllte ihn, als er seine Schnürsenkel zuband. Nun kam der Tag, auf den er sich schon lange gefreut hatte. Das erste, offizielle Date mit der Liebe seines Lebens. Strahlend verließ er seine Studenten Wohnung. „Endlich ist es soweit, Leon.“

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D

Gräten

„Ja, alle Indizien deuten darauf hin.“ „Tod durch Erhängung. Immer tragisch, den Angehörigen davon zu berichten. Ich glaube, dass wird diesmal gar nicht nötig sein ...“ Es war ein regnerischer Abend in der Helmut-Koch-Straße. Regen prasselte aus den dunklen Wolken auf die Dächer der Häuser hinab. Doch diesmal konnten die Einwohner des Viertels nicht ruhig schlafen, denn der Tod hatte sie heimgesucht. Und das nur wenige Häuser weiter. Polizeisirenen, Blaulicht, Absperrungen; der Tatort, die Hausnummer 4, wurde umstellt von Beamten, die dem tragischen Todesfall an diesem regnerischen Abend auf den Grund gehen wollten. „Sobald sie sich beruhigt haben, möchten wir Sie bitten, uns ein paar Fragen zu beantworten.“ Ein schluchzender Mann, mitte 40, etwas untersetzter mit Stoppelbart, nickte den Männern in blauer Uniform zu. Der gesamte Tatort wurde abgesucht. Überall wurde nach Fingerabdrücken gesucht, die Möbel wurden nicht verrückt, doch dabei lag die offensichtliche Antwort bereits vor den Augen der Polizisten. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Leiche des Opfers hang immer noch an dem Strick, mit der sie sich das Leben nahm. Ein Mann, Augen wie eine scharfsinnige Katze, gepflegte Undercut-Frisur, und tiefen Augenringen betrat den Tatort. „Inspektor Cattus“, begrüßten ihn die Polizisten. Er blickte langsam durch den ganzen Raum, so als würde er eine Zeichnung des gesamten Tatortes in seinen Gedanken erstellen. Natürlich nahm er auch Kenntnis von dem hängenden Körper, doch sein Augenmerk fiel auf etwas anderes. Auf die Person, die schluchzend und mit einer Decke umwickelt am Boden saß. „Guten Abend, mein Name ist Connor.“, sagte der Inspektor. „Hans Müller.“, sagte der schluchzende Mann leise. Connor Cattus beobachtete, wie ein Teller mit Fischresten auf den Tisch stand. „Ich verstehe.“, sprach der Inspektor ruhig. Müller war zwar kein untypischer Name, doch er wusste anhand der Situation, worum es ging. Warum der Mann weinerlich war und, dass er derjenige war, der die Polizei anrief. Das Opfer hieß schließlich auch Müller. In der Mitte des Raumes blickte Inspektor Cattus umher, analysierend betrachtete er alle möglichen Details. Er sah die antike Standuhr, offene Schubladen, leere Gläser auf einem Schreibtisch. Die Polizisten suchten den Tatort nach möglichen Anhaltspunkten für den Selbstmord ab, doch der Blick des Inspektors wirkte so, als würde er nach etwas anderem Ausschau halten. Inspektor Cattus bemerkte, wie die Polizisten sich leise besprachen. „Ja, keine Verletzungen. Von einer toxischen Vergiftung ist nicht auszugehen. Es sind aber eh nur Formalitäten, seine Todesursache liegt doch auf der Hand. Können wir endlich die Leiche abhängen?“ Dann gab einer der Polizisten dem Inspektor die Akte des Opfers in die Hand und wandte sich wieder dem bekümmerten Mann zu. „Wir würden Ihnen nun gerne ein paar Fragen stellen. Würden sie uns bitte nach draußen folgen?“, fragten die Polizisten einfühlsam. Der schluchzende Mann raffte sich auf und folgte den Polizisten bis zum Türrahmen. Inspektor Cattus‘ Blick ruhte erst noch auf dem Mülleimer, in dem die Gräten eines Fisches lagen, doch dann sah er zur Tür. „Verzeihung“, unterbrach sie der Inspektor. „Aber ich würde Herr Müller gerne selbst noch ein zwei Dinge fragen. Keine Sorge, es dauert nicht lange.“ „Natürlich, Inspektor Cattus.“, sagten die Polizisten devot und verließen das kleine Haus. „Mein Beileid für den Tod ihres Bruders.“, sagte Cattus vorsichtig. Der weinerliche Mann hatte sich mittlerweile ein wenig beruhigt. „Danke.“, sagte er langsam. Cattus entging es nicht, dass der Mann nie Augenkontakt suchte. Wahrscheinlich war er sehr schüchtern. „Wirklich eigenartig, oder? Recherche ist sehr wichtig, müssen sie wissen“, bei diesen Worten sprach er etwas gehobener, „laut seiner Akte hat ihr Bruder kein beschwerliches Leben gehabt. Stimmt das? Was meinen Sie?“, fragte Cattus etwas anmaßend. „Ich muss gestehen, dass ich nie besonders viel Kontakt zu ihm hatte.“, sprach der Bruder des Opfers. „O, das stimmt. In seiner Akte steht auch, dass sie weit entfernt voneinander wohnten. Norwegen! Ein sehr schönes Land. Aber leider nicht gleich nebenan.“ „Ja, da haben sie recht, Inspektor.“, sagte er etwas verlegen. Cattus starrte ihn eine Weile etwas gedankenversunken an, bis er zu der hängenden Leiche blickte und die Reste des Fisches auf dem Teller und in dem Mülleimer seine Aufmerksamkeit erhaschten. „Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich will diesen Ort gerne verlassen.“, sagte Hans Müller und machte Ansätze, um den Tatort zu verlassen. Dann sprach der Inspektor wieder, doch diesmal in einem etwas anderen Tonfall. „Ach ja, eine kleine Sache ist mir in der Akte noch aufgefallen. Hans Müller wohnt nicht in Norwegen.“

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D

Geblendet

Äste knirschten, Blätter raschelten; ein Mann, mitte dreißig, lief mit seinem Hund durch einen von Bäumen übersäten Wald. Der Golden Retriever folgte dem Mann auf schritt und tritt über dem Sandweg. Vögel sangen, Eichhörnchen kletterten an Bäume hoch. Doch der Mann schien weniger belebt zu sein als seine lebhafte Umgebung. Ohne wirklich Kenntnis von all dem zu nehmen, schlenderte er gelangweilt durch den Wald, mit der Aussicht darauf, endlich den morgendlichen Spaziergang mit seinem Hund hinter sich zu bringen. „Immer dieses Moos.“ Nach einer Weile erreichte er eine kleine Holzbank, die mit Moss bedeckt war, und machte etwas angeekelt eine Rast. Der Mann war zwar nicht besonders alt, doch seine Knochen und Gelenke waren schon etwas ausgeleiert. Er litt an keiner Krankheit, doch er bevorzugte einen ruhigeren Alltag ohne viele Schritte. Er saß auf dem Baumstamm und lies die Leine des Retrievers in die Blätter fallen. Das gleißende Licht der Sonne schien durch die Baumkronen auf seine Füße herab. Dann zückte er etwas, dass seine Laune förmlich Purzelbäume schlagen ließ. Sein Handy. Endlich etwas Aufregendes, dachte er, als er Instagram öffnete. Bilder von untergewichtigen Modeln, in Show gestellte Mahlzeiten und Werbung für neue Biersorten erhaschten seine Aufmerksamkeit. Nun weiteten sich seine Pupillen. Ein wunderschöner Anblick, wie er dachte, war auf dem Display seines Smartphones abgebildet. Es war das Video eines Waldes. Wie gefesselt blickte er auf das Sechs-Zoll-Display. „O, das sieht unglaublich aus.“, sagte er fröhlich zu seinem Hund, der heiter einen Schmetterling verfolgte. Auf dem Video waren Eichhörnchen, Sonnenstrahlen, dichte Bäume zu sehen. Vogelgesänge schallten aus den Lautsprechern des Handys. Weiter verfolgte er eifrig das Geschehen in dem kurzen Video. Doch dann wurde er gestört. „Ach, kacke!“, rief er. Das gleißende Licht der Sonne strahlte jetzt genau auf das Display des Smartphones, weshalb der Mann nichts mehr von dem Video erkennen konnte. Er fuchtelte aufgeregt mit den Armen und rutschte etwas zu Seite, um in den Schatten der Äste zu sitzen. Dann sah er wieder das Video des Waldes. „So ein schöner Ort. Ich wünschte, ich wäre dort.”

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D

Covidioten

„Felix, gehst du schnell an die Tür?“ „Klar, Papa.“ Der strahlende, blonde Junge öffnete die Haustür und als er etwas hinaufsah, erblickte er die Augen einer fröhlichen Frau in einem gelben Outfit. „Guten Morgen, Felix.“, sagte die Postbotin. Es war üblich, dass sich die Menschen in Erdamünde duzten. Es kannte schließlich jeder jeden in dem kleinen Dorf. „Heute nur Briefe für deinen Papa.“, sagte die Frau und reichte dem kleinen Jungen Rechnungen und Werbung. „Ich geb‘ sie gleich Papa.“, sagte er und nahm sie entgegen. Die Postbotin war bereits dabei, sich zu verabschieden und wieder ihre Arbeit in Angriff zu nehmen, doch dann unterbrach der Junge ihre Eile. „Warte!“ Verwundert drehte die Frau sich wieder um. „Maria, wenn du fertig bist, kannst du gerne zu uns kommen. Wir haben noch ein paar eingeladen. Oma kommt sogar auch!“, erzählte Felix heiter. Jetzt war die Verwunderung der Postbotin noch größer. „Ihr habt viele Leute eingeladen?“ Felix nickte. „Dein Papa findet das gut? In dieser Zeit?“ Wieder nickte der Junge, diesmal etwas widerwilliger. „Was ist denn da los?“, hallte eine tiefe Stimme aus einem Zimmer des kleinen Hauses. Ein Mann mit dumpfer Miene, Stoppelbart und stämmiger Statur trat neben den Jungen. „Guten Morgen, Herr Müller.“, sprach die Postbotin. Herr Müller war die einzige Person in Erdamünden, die es nicht leiden konnte, wenn man sie duzte. „Geh wieder Spielen.“, sagte er zu Felix und nahm ihm die Rechnungen ab. Der Junge winkte zum Abschied und verschwand im Hinterzimmer. „Hören sie auf meinen Sohn mit so etwas unwichtigem zu nerven. Er freut sich auf die Feier.“, sagte der stoppligbärtige Mann rau. „Natürlich, Herr Müller. Aber sie sollten etwas vorsichtiger sein. Viele Leute auf engem Raum ist derzeit nicht das Beste. Sie können nicht ignorieren, dass die Cororna-Viren dadraußen herumschwirren.“, belehrte die Frau. „Nun hören sie aber auf!“ Sie hatte wohl etwas gesagt, das Herr Müller nicht so gerne hörte. „Ach, so ein paar Viren. Wo sind die den, ich sehe sie nicht? Die Menschen sind nur alle verrückt geworden.“, sprach er leicht aufgebracht. Die Frau schaute etwas bekümmert. Der Mann ihm Türrahmen verschränkte seine Arme. „Wir wollen nur eine Trauerfeier machen, mehr nicht.“ Anstatt weiter zu versuchen, Herr Müller zu belehren und Dinge zu sagen, wie: „Sie sind unvernüftig“ oder „Das Risiko sollte man nicht unterschätzen“, sagte sie: „O, mein Beileid. Darf ich fragen, wer gestorben ist?“ Der verärgerte Mann gluckste auf. „Mein Vater. Aber, er war ja auch schon etwas älter.“ „Krebs?“, fragte die Postbotin mitfühlend und vorsichtig. „Nein, die Ärzte haben irgendeinen Quatsch erzählt.“ Maria schaute verwundert. Dann murmelte der Mann etwas mit zusammengepressten Lippen. „Er starb an einer Lungenkrankheit.”

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D

Einsam

Vogelgezwitscher und fröhliche Kinderrufe waren zu hören. Der Mann, der in diesem grünen Park auf der Bank saß, lauschte den Geräuschen. Er saß friedlich neben seinem angeleinten Labrador. Der ruhige Hund hechelte leicht und schnupperte den Duft des gemähten Rasens. Die beiden machten eine Pause von ihrem morgendlichen Spaziergang. Jeden Tag war der Mann mit seinem Hund Gassi gegangen. Da seine Frau vor einigen Jahren gestorben war, musste er jeden Morgen früh aufstehen, um dem Hund ein bisschen Freilauf zu ermöglichen. Doch etwas war anders als jeden Morgen zuvor; der Mann war nicht begeistert von dem Elan der Kinder, er lauschte nicht friedfertig den Vögeln, er ignorierte den Duft des Sommers. Sonst war er immer wie mitgerissen von der heiteren Stimmung im Martinspark, doch diesmal lies es ihn kalt. Versunken in Gedanken war der Mann auf der Bank. Es waren dieselben Gedanken, die er in letzter Zeit schon oft hatte. Dieselben, die ihn schon häufig in seinen Träumen plagten. Wie ein Labrador an einem Knochen nagten sie an ihm. Er blickte zu den Kindern, die Sandburgen bauten und schaukelten. Hinter dem Gerüst der Schaukel standen fröhliche Eltern, die ihrem Nachwuchs Anschwung gaben. Und je höher die Kinder schaukelten, desto mehr strahlte sie. Ich habe keine Kinder, dachte der Mann traurig. Sein Blick wanderte vom Spielplatz herüber auf ein paar Männer und Frauen, die gemütlich auf einem Teppich unter einem Baum saßen. Kaffee, Plätzchen und Kuchen zierten den Picknickplatz. Schon von Weitem konnte der Mann mit seinem Hund erkennen, wie die Männer und Frauen einander an strahlten, sich Witze erzählten und genüsslich in den Kuchen bissen. Dann kam der nächste bekümmerte Gedanke in seinen Kopf. Ich habe keine Freunde. Der schmollende Blick huschte weg von dem Picknick und landete auf einer Bank, nicht weit weg von der, auf der der Mann saß. Dort, unter der großen Eiche, saßen zwei Menschen. Ihre Freude stellte selbst das Lachen der Kinder in den Schatten. Selbst Menschen, die kurzsichtig waren, hätte von weiter Ferne erkannt, dass diese zwei nicht nur Bekannte waren. Auch dem Mann entging es nicht; wie die beiden sich ansahen, wie sie ihre Hände hielten und wie sich langsam ihr Lippen spitzten und aufeinander zu gingen. Der schmerzlichste aller Gedanken durchdrang seinen Körper. Ich habe keine Liebe mehr. Er erinnerte sich an seine Frau, wie sie damals Hände hielten, einander in die Augen blickten und sich küssten. Doch der Tod hatte sie geschieden. Ich habe keine Kinder, keine Freuden, keine Liebe. Ich bin ganz allein. Leise flüsterte der traurige Mann diese Worte. „Ich bin ganz allein.“ Und bevor ihm die Tränen kamen, spürte er, wie etwas an seinem Bein streichelte. Es war der Kopf seines Labradors.

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D

Ritterlichkeit

„Wer? Nun sagt schon, wer ist würdig mich im Kampfe zu schlagen?“ Ein Mann mit langen blondem Haar stand auf einem Podest in der Mitte eines Platzes. Ein eigenartiger Platz; Vogelscheuchen mit Klingen, rauer Erdboden, aufgewühlte Männer in Rüstungen. Sie taumelten sich um dem Podest, auf dem der Mann mit dem blonden Haar (seine Rüstung war leicht vergoldet) empor stand. Demonstrativ schwang er seine Klinge umher. Er wirkte sehr dünkelhaft, so strahlte er mit seinem langen Haar. „Nun traut euch, meine Freunde. Will den keiner mit dem Ritter von Großwur antreten?“ Ein weiterer Mann betrat den Platz. Er hatte graues Haar und trug einen roten Mantel. „Sir Ike wird gegen euch antreten, Ritter.“, sprach der Mann im roten Mantel. Auf seinen ersten Befehl hin erhob einer der Männer in Rüstung sein Schwert. Mit erhobenem Haupt betrat er das Podest. Während dieser Ritter und der selbstgefällige in goldener Rüstung einander gegenüberstanden und sich verbeugten, fing einer der Männer vor dem Podest an leicht zu dösen. Er hatte kurzes schwarzes Haar und einen schläfrigen Blick. Anders als die anderen Ritter jubelte er nicht den Kämpfern auf dem Podest zu. Er stand etwas abseits und beobachtete das Spektakel nur mit halbem Auge. „Aus!“, rief der Mann mit grauen Haaren. „Sir Ike senkte seinen Stahl. Der Ritter von Großwur hat gewonnen.“, fuhr er fort. Die Ritter waren enttäuscht, doch der mit goldenem Haar strotze nur so von Gefälligkeit. „Für Ehre und Vaterland!“ Und wieder startete eine Parole, die den außenstehenden Ritter der Schläfrigkeit in Ermüdung versetzte. „Wer? Nun sagt schon, wer ist würdig mich im Kampfe zu schlagen?“ ... Die Augen des Ritters mit schwarzen Haaren wurden immer träger und träger. Nur auf halbem Ohr hörte er noch den Stahl der nächsten Herausforderer. Und nur mit einem Viertel der Aufmerksamkeit sah er, wie die Ritter in nicht goldener Rüstung vom Podest gestürzt worden. Immer wieder brachen ihre Haupte auf den Erdboden. Stolz rief der gewinnende Ritter: „Für Ehre und Vaterland“ und „wer von euch Knappen kann mich vom hohen Ross stoßen?“ Immer wieder stürzten sich Ritter mit Elan auf das Podest. Und einer nach dem anderen fiel zu Boden. „Lloyd! Du bist dran!“ Als der Mann im roten Mantel das sagte, wurde der schwarzhaarige Ritter zum erstmal seit dem Wettkampf hellhörig. Er wurde aufgerufen. „Na los, verteidige den Stolz von Erdagard.“ Langsam bestieg der gelangweilte Ritter die Bühne. Der Ritter mit goldenem Haar strahlte ihm schon eitel an. In seinem Grinsen konnte man erkennen, dass er sich des Sieges sicher war. Und nur nach kurzen Geräuschen von aneinanderschlagenden Klingen konnte man Jubel von den Zuschauern hören. Und darunter ein niedergeschlagener Ruf: „Wie konnte ich nur verlieren?!“

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D

Der Mann am Steg

„Sitzt er schon wieder da?“ „Ja, jeden Tag. Ich glaube er ist nie woanders.“ „Sicher, dass er nicht eingeschlafen ist? Oder ...!“ Eine sanfte Brise wehte über den großen See durch die Haare von drei jugendlichen. Ihre Blicke zeugten von Verwunderung, als sie zu dem Steg am großen See blickten. Dort saß ein älterer Herr mit grauem Bart, sanftmütigen Augen und einem eigenartigen Hut auf dem Kopf. „Er bewegt sich ja immer noch nicht?“ „Doch, ich glaube er hat gerade gezittert.“ Der ältere Herr saß regungslos am Holzsteg. Die Jugendlichen machten sich Sorgen, viele Dorfgeschichten umgaben den Mann. Es hieße er würde sich nie vom Fleck bewegen. Manche meinen, er wäre im Sitzen gestorben. Andere erzählten, sie würden ständig mit ihm sprechen. Doch niemand wusste genau die Wahrheit. „Doch, er hat sich bewegt!“ „Komm Adam, lass uns wieder in’s Dorf zurück.“ Ein nervöses Glucksen, kalter Schauder; einer der jungen Männer tastete sich vorsichtig an den Holzsteg heran. Der mutige Abenteurer wollte das Geheimnis lösen, dass ohne ein Zucken vor dem klaren Wasser saß. Schritt für Schritt über den trockenen Rasen, bis der Boden unter ihm hölzern wurde. Er stand vor dem Mann, jetzt er konnte er diesen auch viel besser erkennen. Sein Hut, war aber genauso merkwürdig wie von Weitem. Eine Melone mit winzigen Harpunen, wer trägt den sowas? „Ent ... äähntschuldigung?“, stotterte der Jugendliche in seiner Luftjacke und der zerfransten Jeans. Als er keine Antwort bekam, wurde er noch nervöser, dann spürte er die höhnischen Blicke seiner Freunde im Rücken. Jetzt fasste er alle Tapferkeit, die ihm in die Wiege gelegt worden war. „Verzeihung!“ Ihm rutschte sein Herz in die Hose, als er sah, wie der ältere Herr in seinem Hemd langsam anfing sich zu drehen. Sollte er weglaufen? Um Hilfe rufen? Hatte er einen Toten geweckt, oder waren es doch nur Dorfmärchen? Der ältere Herr hatte sich im Sitzen umgedreht und die Augen des Jugendlichen kreuzten sich mit den seinen. Doch es waren nicht Augen, die vom Sensenmann heimgesucht worden waren. Es waren friedfertige Augen, denen ein Gefühl der Ruhe umgab. Der ältere Herr strahlte den Jugendlichen an, dann blickte dieser rüber zu den Erschrockenen weiter weg. „Guten Morgen, junger Mann.“, sagte der Herr leise. „Gut ... en Moohorgän“, stotterte der Jugendliche. Eine schweigende Stille trat ein. Der Dorfjunge blickte verdutzt auf den älteren Heeren, der immer noch die Ruhe selbst war. Der Mann mit dem eigenartigen Hut wandte sich wieder besonnen dem See zu. Der junge Mann war erstaunt. In seinem Eifer hätte er so etwas sagen sollen, wie „Warum sitzen sie hier ständig“ oder „Sie sind ja gar nicht tot“, doch er schwieg. Dann war ein leises Plopp im See, nicht weit vom Ufer und dem Holzsteg, zu hören. „Geduld lohnt sich.“, sagte der Mann heiter, während er nach etwas griff. Es war über einem Seil mit etwas verbunden, dass im See schwamm. Er hielt einen hölzernen Stab in der Hand, der genauso eigenartig aussah wie sein Hut. Dann sprach er: „Ein Hobby ist doch etwas schönes, oder nicht?“

Hat dir die Geschichte gefallen? Folg mir doch gerne auf https://twitter.com/Funtendo_ um keine mehr zu verpassen. Ich würde mich sehr freuen! :D