Pareto Effizienz

Pareto Effizienz ist meistens was vorliegt in einem perfekten Markt:

Keiner kann mehr besser gestellt werden, ohne dass ein anderer schlechter gestellt wäre.

Pareto Effizienz sagt aber nichts aus über Fairness.

Hier ein paar Beispiele:

Beispiel 1:

Sie haben 2 Aepfel, und ich 20 Bananen.

Ich biete Ihnen an mir einen Apfel für 5 Bananen zu geben.

Sie willigen ein, haben jetzt 1 Apfel und 5 Bananen.

Ich habe 1 Apfel und 15 Bananen.

Einen 2. Versuch von mir noch einen Apfel gegen 5 Bananen zu tauschen lehnen Sie aber ab. Sie hätten ja gar keinen Apfel mehr danach, mögen Aepfel aber sehr.

Das ist ein 1. Parete Equilibrium:

Sie 1 Apfel und 5 Bananen, ich 1 Apfel und 15 Bananen.

Beispiel 2:

Sie haben 2 Aepfel, und ich 20 Bananen.

Ich bieten Ihnen 10 Bananen für 1 Apfel.

Sie willigen ein.

Einen 2. Tausch will keiner von uns.

Wir haben Pareto Effizienz erreicht:

Sie 1 Apfel und 10 Bananen, ich 1 Apfel und 10 Bananen.

Beispiel 3:

Sie haben 3 Aepfel, und ich 20 Bananen.

Ich biete Ihnen 5 Bananen für 1 Apfel.

Sie willigen ein.

Ich biete Ihnen nochmals 5 Banan für einen 2. Apfel

Sie willigen nochmals ein.

Wir haben Pareto Effizienz erreicht:

Sie 1 Apfel und 10 Bananen, ich 2 Apfel und 10 Bananen.

Beispiel 4:

Sie haben 20 Aepfel und ich 20 Bananen.

Ich brauche für mein Birchermüesli für 10 Leute zum Brunch morgen 10 Aepfel

Ich biete Ihnen 2 Bananen für 1 Apfel, sie willigen ein.

Ich wiederhole das noch 6x, sie willigen jedesmal ein.

Sie haben jetzt 13 Aepfel und 14 Bananen.

Ich habe 7 Aepfel und 6 Bananen.

Da ich fürs Birchermüesli eben auch mindestens 5 Bananen brauche möchte ich nicht mehr tauschen. Ein weiterer Tausch würde mich schlechter stellen. Ich bin zwar nicht super zufrieden mit den 7 Aepfeln, aber wenigstens habe ich immernoch genügend Bananen fürs Birchermüesli.

Wir haben Pareto Effizienz erreicht:

Sie 13 Apfel und 14 Bananen, ich 7 Apfel und 6 Bananen.

Sie merken bestimmt 2 Dinge die wichtig sind ein Pareto Optimum zu erreichen:

Es kommt auf die anfängliche Verteilung der zu tauschenden Objekte an. Ebenfalls wichtig ist das Tauschverhältnis.

In jedem Beispiel haben wir ein anderes Endresultat, abhängig von der ursprünglichen Verteilung der Aepfel und Bananen. Aber ebenso abhängig vom Tauschverhältnis zwischen Bananen und Aepfeln.

In der Realität kann sich ein Tauschverhältnis auch ändern. Ich kann zuerst 1 Banane für 1 Apfel anbieten. Wenn sie 3 Aepfel haben werden sie einen 2. aber ungern für nur 1 weitere Banane anbieten. Vielleicht wären Sie aber gegen 10 (oder 12, oder 15) Bananen bereit den 2. Apfel dennoch zu tauschen.

Jetzt kommt es auf meine Bedürfnisse drauf an, wie wichtig mir die Aepfel sind.

Haben Sie noch etwas anderes festgestellt?

Von aussen betrachtet sieht fast keine der resultierenden Verteilungen in der Pareto Effizienz wirklich fair aus.

Die Unfairness resultiert meist aus der Tatsache, dass einer anfänglich mit sehr viel mehr Objekten als der andere ausgestattet ist, und es sich “leisten” kann “billig” (d.h. nicht paritätisch) zu tauschen (Beispiel 1). Ein paritätischer Tausch im Beispiel 1 hätte bedeutet, dass 1 Apfel gegen 10 Bananen getauscht werden, danach hätten Sie und ich je 1 Apfel und 10 Bananen, jeder hätte die “Hälfte” seiner ursprünglichen Objekte hergegeben.

In der Realität, der Wirtschaft, zeigt sich, es entsteht immer eine “Pareto Effifzienz”. Aber eben unter der Prämisse, dass meistens die anfängliche Verteilung unfair war. Apple hat iPhones, ich keins. Weil ich so begeistert vom iPhone bin und unbedingt eins haben will, kann Apple horrende Preise verlangen und ich werde es zahlen.

Hätte das iPhone aber Konkurrenz, dann gäbe es bestimmt einen Preiskampf zwischen den Anbietern, der Preis würde sinken bis zu einem Punkt den sich beide Konkurrenten gerade noch so leisten können. Das ist für den Konsumenten natürlich eine ideale Lösung.

Weniger schön sind Monople oder Kartelle. In Kartellen findet eine Preisabsprache gegen oben statt. Die teilnehmenden Firmen möchten so ihre Profite maximieren.

Zurück zur Pareto Effizienz. Leider gibt es neben dem Problem der Fairness, entstanden durch ungerechte ursprüngliche Verteilung noch ein Problem.

Das Problem der Fairness kann der Teilnehmer mit relativ wenigeren Objekten ausgleichen, vorausgesetzt er verfügt über alle Informationen. Weiss er nämlich wieviele Objekte der Tauschpartner besitzt, kann er sich durch ein entsprechendes Tauschverhältnis Fairheit beschaffen. Im Beispiel 1 würde der Apfelbesitzer, Sie, nicht 1 Apfel gegen 5 Bananen, sondern 1 Apfel gegen 10 Bananen tauschen. Dann hätten beide Teilnehmer je 1 Apfel und 10 Bananen was fair ist. Das setzt aber wie gesagt voraus, dass Sie wissen wieviele Bananen ich besitze.

Das andere wichtige Problem, welches leider auch bei vollkommener Information, Sie wissen wieviel Bananen ich besitze, nicht gelöst ist: die Zeit!

Nehmen wir folgendes Beispiel:

Sie sind Landwirt mit viel Land, ich bin Chef einer Chemiefabrik und möchte auf Ihrem Land ein Fabrikgebäude bauen, weil es über den Fluss ideal erreichbar wäre für Lieferungen via Schiff.

Sie lassen sich auf einen Handel ein. Sie wollen sowieso ein wenig reduzieren. Sie verkaufen mir 9/10 ihres Landes damit ich meine Fabrik bauen kann. 1/10 genügt Ihnen um weiterhin ökologische Biolandwirtschaft zu betreiben. Das Geld für die Umstellung auf Bio erhalten Sie ja durch den Verkauf des Rest des Landes.

Soweit so gut.

Da ich ein Schwein bin und mich nicht um die Umwelt kümmere lasse ich, dass wissen Sie aber vorher nicht, alle meine Abwässer in den Fluss. Sie nutzen jedoch das Flusswasser für die Bewässerung ihrer Bioplantagen.

Im 1. Jahr fällt nichts auf. Im 2. Jahr sinken Ihre Erträge, sie haben jedoch keine Ahnung warum. Im 3. Jahr reichen die Erträge nicht mehr aus sich selber zu ernähren.

Logisch: ich habe konstant das Flusswasser mit diversen Chemikalien verunreinigt. Das konnten Sie nicht wissen, die Verunreinigung ist zu schwach zum sehen oder riechen, dennoch schadet das Wasser allen Pflanzen.

Was am Anfang nach Pareto Effizienz ausgeschaut hat, bekommt nach 3 Jahren ein ganz anderes Gesicht. Sie haben sich über den Tisch ziehen lassen und verlieren Ihre Lebensgrundlage.

Durch meine nicht nachhaltige Produktionsweise habe ich Ihnen Ihre Lebensgrundlage zerstört.

Ausblick

Und genau um diese Tatsache wissen die meisten Produzenten nicht, dass ihre Emissionen und Abfälle die Natur dauerhaft und langfristig schädigen können. Man, Firmenchefs, maximiert ohne Rücksicht auf Verluste die Profite.

Okay um fair zu sein, hier hat der Staat in den letzten 50-70 Jahren ja ziemlich eingegriffen und durch Reglemente Emissionen etc. reduziert.

Fakt ist aber, dass der Markt, das Erreichen der Pareto Effizienz NICHT funktionieren kann wenn bei einer Produktion Emissionen oder unverhältnismässig hohen Ressourcenverbrauch (Energie) resultieren.

Man könnte geneigt sein jetzt zu sagen: dann muss halt der Staat mehr regulieren. Glauben Sie mir, das macht er auch, versucht es zumindest, weil die Lobbys der Produzenten so stark sind wird nie das Maximum an Reglementierung rausgeholt, immer nur ein pro-Forma Optimum für beide Seiten.

Selbst der Staat kann Auswirkungen nicht auf 50 Jahre hinaus abschätzen. Wer wusste vor 50 Jahren schon, dass CO2 Emissionen evtl. mal unser Klima nachhaltig beeinflussen?

Das soll kein Aufruf nach mehr Staat sein. Ich möchte dies eher als Aufruf ans Gewissen der Produzenten vestehen:

Produzieren Sie nachhaltig! Reduzieren Sie Emissionen auf NULL. Zahlen Sie vernünftige Löhne, schützen Sie Ihre Mitarbeiter vor Langzeitschäden. Sie sind es sich der Umwelt und Ihren Mitmenschen schuldig.