Hasbara heißt erklären – nicht diskutieren

Die diskursive Verteidigunsstrategie vom Staat Israel scheint mir oft ein Muster zu wiederholen, in dem ein Feindbild gezeichnet wird – heute Hamas und BDS, früher zum Beispiel auch PLO und Fatah – woran alles dann hängt.

Ihr kritisiert Angriffe auf Gaza? Wieso macht ihr Hamas nicht mitschuldig? Ihr kritisiert die Ungleichbehandlung von Palästinenser:innen innerhalb vom Staat Israel? Das tut auch BDS, ihr steht also auch unter Verdacht.

Das ist eine sehr effektive Stretegie für den Staat Israel, weil sie von seinen Taten immer sofort ablenkt, und zwar mit Argumenten, die sich nicht in wenigen Worten adäquat beantworten lassen. Man kann entweder gar nicht darauf eingehen – was vielleicht so aussieht, als würde man keine Antwort darauf überhaupt erst haben – oder man muss eine Unmenge an Zeit damit verbringen, jedes Mal darauf ordentlich zu antworten.

Das ist natürlich keine faire Argumentationsstrategie und bringt den Diskurs nicht weiter – aber das braucht sie gar nicht leisten. Der Staat Israel kontrolliert die Situation vor Ort und will nur nicht daran gestört werden, sich durchzusetzen.

Die Bezeichnung “Hasbara” für israelische Propaganda – wortwörtlich “Erklärung” – soll für unkritische Israelis zeigen, dass es nur darum geht, das eigene, schon vorausgesetzte Recht zu erklären. Die bedeutet auch, dass es nicht um Dialog geht. Die eine Seite erklärt, wie es ist.

Und der Fokus auf ein Feindbild — abgesehen davon, wie fair oder akkurat die Ansehung des “Bösen” ist — ist darin sehr effektiv, viele viele anderen, die damit nichts direkt zu tun haben, mit in eine Schublade zu schieben und mundtot zu machen.

Bei der BDS-Hexenjagd geht das sehr weit: da reicht es für viele vermeintliche Israelverteidiger, wenn deine Argumentation der der BDS-Bewegung nur ähnlich ist. Aber woher soll die BDS Argumente ziehen wenn nicht aus dem breiteren palästinensischen Diskurs? Und so wird dieser als Ganze gebrandmarkt.

Bei der Diskussion um die Eskalation vor Ort ist dann der reflexive Verweis auf Hamas' (Mit-)Verantwortung ein Totschlagargument, womit die gesamte Situation als bipolar, nur zwischen dem Staat und Hamas skizziert wird. Jede Form des Widerstands wird als Hamas-nah dargestellt.

Das sind alles Argumente, die gar nichts damit zu tun haben, die Realität vor Ort besser zu verstehen, die vermeintliche Komplexität der Situation zu zeigen, oder sonstwas. Das sind Argumente die den Dialog sabotieren. Und gerade deswegen werden sie verwendet.