[G] Freundeskreis Selbsthilfegruppe für Sucht

Selbsthilfegruppen ersetzen keine individuelle Traumapsychotherapie und dienen komplementär oder zum Überbrücken auf den Therapieplatz wartend. Hier erfährst du warum ich das Konzept vom Freundeskreis anderen Selbsthilfegruppen für weitaus überlegen halte; ich entschied mich diesen Post öffentlich zu teilen, um komplex traumatisierten an einer Sucht leidenden in Deutschland lebenden Menschen zu helfen einen Boden für sich aufzubauen [Fass ohne Boden]. Die Informationen, die ich mit ‘”’ markiert habe, stammen aus einem von vier Flyern von einem Freundeskreis in Deutschland; dieser Post entstand auf meine eigene Initiative.

Stichpunkte

  1. Freundeskreise sind kostenlose Selbsthilfegruppen mit deutschlandweiten Standorten offen für alle Suchtformen (inkl. Co-Abhängigkeit oder Esstörungen) für Abhängige wie auch für deren Angehörige.

  2. Die Sucht ist eine starke, rücksichtslose Gegnerin, die jede Schwäche ausnutzt, den gesunden Menschenverstand außer Betrieb setzt und keine Therapien oder Selbsthilfegruppen mag.

  3. Der Freundeskreis bietet vier geleitete Vorbereitungsgruppen mit vier grundlegenden Themen für den Einstieg und setzt auf einen regen vertrauensvollen Meinungsaustausch.

  4. Freundeskreise sind nicht anonym, nicht religiös und nicht weltanschaulich.

  5. Anstelle vom Monologen, fragwürdigen rigiden 12 Schritte Programmen nach einem Buch sowie ständiger Identifikation mit der Sucht [“ich bin ...”], findet man beim Freundeskreis, neben abgefahrenen Stories, vertrauensvollen Meinungsaustausch mit wertvollen Tipps und eine schöne gemeinsame Zeit mit Lachpotenzial.

  6. Du kannst Co-Abhängigkeit von “ich vernachlässige mich für mein(e/n) Partner(in)/Kind” transformieren zu “heute habe ich die Stärke zu akzeptieren, dass ich die Probleme meines Partners/Kindes nicht schultern muss; ich habe das Selbstbewusstsein, meine eigenen Gefühle und Wünsche wahrzunehmen”.

  7. Computer-/Handy- & Internetsucht kannst du von “ich erlebe alle Höhen und Tiefen meines Lebens im Kreise meiner virtuellen Familie?” transformieren zu “ich genieße die Freiheit, wieder ein Leben offline zu haben, mit Freunden lachen [...] und die Sonne spüren zu können”.

   

Details

1. Was ist ein Freundeskreis?

Der Freundeskreis ist eine besondere Art von vollständig kostenloser Selbsthilfegruppe sowohl für Abhängige aller Suchtformen als auch für Angehörige gleichermaßen; er arbeitet im Verbund der Suchtkrankenhilfe mit deutschlandweiten Standorten. Neben den Vorbereitungsgruppen für Einsteiger und Stammgruppen für alle Suchtformen gibt es u.A. Selbsthilfegruppen für Internet-Medienabhängigkeit, Spielsucht, für Menschen mit Essstörungen, sowie speziell auch für Angehörige von Suchtkranken. Die Vorbereitungs- sowie Stammgruppen werden von speziell dafür ausgebildeten Gruppenleitern ehrenamtlich geleitet mit dem Ziel die Teilnehmer in eine zufriedene Abstinenz zu begleiten und dem Leitbild, nicht die Selbsthilfegruppe [...] als notwendiges Übel [zu betrachten], sondern als Chance, bewusster mit dem Leben umzugehen”.


2. Was ist Sucht?

Sie ist eine starke, rücksichtlose Gegnerin, die sich nicht an Regeln hält, jede Diskussion gewinnt und jedes Entgegenkommen, jede Schwäche ausnutzt indem sie den gesunden Menschenverstand außer Betrieb setzt. Die Sucht mag keine Grenzen & Konsequenzen, Therapien oder Selbsthilfegruppen. “Wenn du akzeptierst, dass du der Sucht oder dem Süchtigen gegenüber hilfslos bist, hast du den ersten Schritt bereits gemacht”.


3. Vorbereitungsgruppe

Für einen leichten Einstieg gibt es so-genannte Vorbereitungsgruppen, in denen man dringliche Fragen für sich klären sowie die Gruppenleiter, die turnusmäßig gewechselt werden, kennenlernen kann mit der späteren Möglichkeit regelmäßig zu deren Stammgruppe zu gehen. “Die Gruppenleiter wollen sowohl eigene Erfahrung als auch Fachwissen und Kenntnisse über die Suchterkrankung, ihre Entstehung und ihre Bewältigung vermitteln” – dafür werden folgende vier grundlegende Fragen gemeinsam besprochen: “Entstehung meiner Suchterkrankung und Möglichkeiten der Behandlung”, “Folgen meiner Suchterkrankung und wie gehe ich damit um?”, “Sucht ist eine Familienkrankheit”, sowie “Was bekomme ich, wenn ich auf mein Suchtmittel verzichte?” [wobei es überhaupt nicht schlimm ist wenn man ein Thema verpasst oder eines doppelt hört]. Freundeskreis’ Ziel ist es durch einen regen Meinungsaustausch ein intensives Vertrauensverhältnis aufzubauen, welches über das Gruppengeschehen hinaus häufig zu persönlichen Beziehungen und Freundschaften führen kann.


4. Wie unterscheidet sich ein Freundeskreis von anderen Selbsthilfegruppen?

Der Freundeskreis legt ein besondereren Wert auf freundliche und respektvolle zwischenmenschlische Beziehungen und daher auf Vertraulichkeit statt auf Anonymität: man stellt sich mit seinem Vornamen vor sowie kann sagen, welches Suchtmittel man (früher) verwendet hat – und da jeder für sich selbst entscheidet was und ob they etwas sagt, muss niemand mehr wissen. Der Freundeskreis arbeitet nach dem Motto “Liebe deinen Nächsten und dich selbst”, hat aber weder religiöse Regeln, noch irgendwelche Vorbehalte, noch vermittelt er irgendwelche Weltanschauungen, denn “diese soll jeder für sich selbst finden”. Der Freundeskreis beschränkt sich auch nicht auf eine bestimmte Sucht, sondern betrachtet die Sucht allgemein; schließlich kann man nach allem süchtig werden (#Suchtverlagerung).


5. Aus meiner Sicht, warum die Freundeskreise die besten sind.

Im Freundeskreis gibt es eine einzigartige Gelegenheiten Menschen mit abgefahrenen Stories aus unterschiedlichsten Schichten der Gesellschaft sowie Hintergrund und vollkommen unterschiedlichen Süchten kennenzulernen; darunter auch viele Menschen, die im Moment im Knast sitzen und für ihre Abstinenz ausnahmsweise auf freien Fuß die Selbsthilfegruppe besichtigen dürfen, was für viele den Highlight der Woche darstellt. Anders als zum Beispiel bei den Anonymous, gibt es beim Freundeskreis eine regelrechte Diskussion: man stellt sich gegenseitig Fragen ohne abzuwarten bis jeder etwas im langweiligen Monolog erzählt hat, man gibt sich gegenseitig äußerst wertvolle Tipps, man lacht zusammen. Das ganze Setting ist unglaublich professionell gemacht: die Sucht wird weder auf eine bestimmte reduziert wie etwa bei den Anonymous, bei denen man hinzu auch noch sich mit ihr identifiziert ‘Hallo, ich bin [...Name], ich bin [...NameSucht...], [was ein absoluter Nonsense ist; wie möchtest du auf diese Weise jemals die Sucht hinter dir lassen können, wenn du dich Tag für Tag mit ihr identifiziert?], noch wird ein fragwürdiges 12 Schritte Programm nach einem Buch studiert, sondern es wird aktiv auf die spontanen Bedürfnisse der Teilnehmer eingegangen und speziell dafür ausgebildete Gruppenleiter moderieren die Gruppe so, dass sowohl eine Dynamik, ein Flow, erhalten bleibt als auch jeder zu Wort kommen kann.


6. Was ist Co-Abhängigkeit

Angehörige von Suchtkranken leiden häufig unter so-genannter Co-Abhängigkeit; sie wollen dem Suchtkranken helfen, aber in Wahrheit, da die Sucht eigene Spielregeln hat, verschlimmern sie die Situation unwissentlich und unterstützen nur die Sucht. Du kannst dir folgende drei Fragen stellen um herauszufinden, ob du ebenfalls co-abhängig bist:


7. Computer- & Internetsucht

Du kannst dir folgende Fragen stellen um herauszufinden, ob du an einer Computer- & Internetsucht leidest: “erlebst du alle Höhen und Tiefen deines Lebens im Kreise deiner virtuellen Familie?”, “nimmst du deinen Computer [/ dein Handy] manchmal sogar mit ins Bett?”, “setzt du dich an den Computer [/ nimmst du ein Handy in die Hand] um abzuschalten und verlierst dann jegliches Zeitgefühl? bzw. “verbringst Stunden, weil du Angst hast, etwas zu verpassen?”, Ich bin überzeugt es lässt sich wunderbar auf Handysucht bei Menschen übertragen, inbs. die folgende Frage: “bist du manchmal vom [...] Chat gelangweilt oder genervt und kannst trotzdem nicht aufhören?”; was für mich motiviert mit AsynchronousCommunication [Chat] ganz aufzuhören und stattdessen immer zu telefonieren, Videocalls mit Jitsi zu machen, oder Face-to-Face zu treffen. Wenn du die Computer- & Internetsucht einmal überwunden hast, kann es sein, dass du dich mit folgendem Satz identifizieren kannst: “Ich genieße die Freiheit, wieder ein Leben offline zu haben, mit Freunden lachen [...] und die Sonne spüren zu können”.


The END; So Long.