Scham

Der harte Strahl des Duschkopfs drückt gegen meinen Nacken, während ich voller Konzentration den Aldi Einwegrasierer über meinen Hoden ziehe. Die Schamhaare werden von dem Haarsieb vor der Kanalisation bewahrt – eine erstaunliche Menge ist bisher zusammengekommen. Seit meiner Beziehung mit A. habe ich mich untenrum nicht mehr rasiert. Sie hat mir damals dabei geholfen meinen Körper zu akzeptieren und ist dadurch mitverantwortlich für dieses Ausmaß an dicken, dunklen, voluminösen Haaren in unserer Badewanne. Ich steige aus der Wanne, begutachte meinen neuen adoleszenten Körper in dem dreckigen Spiegel und bekomme ein Flashback aus meinen Jugend – die Zeit in der ich jeden Morgen erneut unzufrieden meinen Penis begutachtete und mich vor meinem inneren Auge mit jedem Mädchen schämte, die diesen Anblick über sich ergehen lassen musste.

Ich habe das Gefühl, dass die Glattrasur mein Bierbauch noch mehr ins Auge stechen lässt, allerdings wird die Größe meine Penis besser kaschiert. Meine Blick wandert langsam nach oben, bis ich mir selber in die Auge schaue und ich mich frage , warum ich mich hierauf überhaupt eingelassen habe. Philipp läuft unruhig vor der Badezimmertür auf und ab. >>Wird’s langsam!? Deine Klöten kannst du später auch noch eincremen!<<. >>Fick dich! Das war deine Idee<< Nicht besonders schlagfertig aber besser als nichts. Ich sammle die Haare aus dem Sieb und lege sie auf das schon ausgerollte Toilettenpapier neben der Dusche. Ein kurzer erneuter Blick in den Spiegel, ich ziehe mir die Boxershort und mein schwarzes T-Shirt über und trete mit meiner Kollekte in den Flur. Philipp schaut auf das Toilettenpapier voller nasser Haare und wirft mir einen stolzen Blick zu >>Junge, Junge da ist ganz schön was zusammengekommen, ich wusste dass es bei dir was zu holen gibt!<<. Eine kurze Pause, Philipp dreht den Kopf nach hinten >>Sandra, das Bad ist frei! <<. Sandra kommt mit Handtuch und Aldi Einwegrasierer aus der Küche, wir schauen uns beide für einen kurzen Moment beschämt in die Augen.

Auf dem Küchentisch steht ein großer, mit Schamhaaren bedeckter Essensteller, ich schiebe meine alte Körperbehaarung mit der Rückhand auf die restlichen Haare und setze mich auf den alten Platz von Sandra. In der Küche sitzen noch drei weitere Personen, alle mit nassen Haaren und beschämten Blicken. Ein Mädchen ist in einem Handtuch eingewickelt, sitzt neben mir auf dem Boden und schaut die gegenüberliegende Wand an – keine Reaktion als ich mich auf den Stuhl neben ihr fallen lasse.

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