15.07.2017

Geburtstag meiner Schwester. Dachte gleich beim Aufstehen dran, rief dann trotzdem den ganzen Tag nicht an, schrieb keine WhatsApp, tat gar nichts in der Richtung. Einerseits denkend, ich müsste doch, jetzt, wo die Mama tot, die mich, lebte sie noch, sicherlich gemahnt hätte: Ruf doch die Moni mal kurz an, du weißt ja, sie hat Geburtstag heute – andererseits: Eben genau deswegen nicht.

Mein ganzes Schreiben in der Krise, aber eine produktive Krise, wie ich deutlich fühle. Ich sah den Stückl in einer Fernsehsendung, wie er über seine Schnitzschulausbildung redete und sagte: Diese Einsamkeit vor so einem Holzblock, das sei doch gar nicht seins gewesen. Und dachte, wie sehr genau das der Unterschied ist: Wie sehr ich immer genau diese Einsamkeit gesucht hatte. Irgendeine Einsamkeit. Die Einsamkeit vor dem leeren Blatt Papier. Die Einsamkeit vor dem aufgeklappten Laptop. Die Einsamkeit auf dem Spaziergang am Landwehrkanal, auf der Suche nach dem richtigen Rhythmus, den richtigen Worten, dem richtigen Sound. Und wie ich daran festhalte, obwohl ich immer noch nichts geschaffen. Obwohl ja andererseits das alte Blog durchaus ein Werk. Vielleicht ist das wurschtelig gemeinsam Saftelnde für jemanden wie den Stückl produktiv – für mich bestimmt nicht. Die ganze Lüge, wie er einerseits sagt, der Schauspieler muss alles selbst kreieren, sonst kann er es nicht glaubhaft verkörpern – und dann ist er eben selbst doch der totale Regiediktator, der allen sagt So und So und So musst du es machen, und So die Rolle verstehen, bla bla bla bla bla. Seine ganze Kunst ist eigentlich, die Leute so ultrasuggestiv niederzuquatschen.

Prosa, die niemand sprechen muss, außer mir selber, ich, als Autor, das ist das einzige, was mich interessiert. Die absolute Minimierung auf diesen Autorpunkt. Gleichzeitig das Schwierigste. Ich spüre, wie die Texte sich in mir anstauen, will auf jeden Fall den Laptop nach England mitnehmen, man weiß nie, wann der Damm bricht, ich hab ein gutes Gefühl, die Sätze, die Absätze, sie kommen jetzt, drücken ran, zieren sich noch, aber

Ich glaube, ich verstehe etwas, auf diesen Spaziergängen den Landwehrkanal entlang, ich lerne da was, was ich auf dem Radel unter Umständen nie gelernt hätte. Nämlich wirklich etwas über die Koppelung dieser Geistestätigkeiten zu dem simplen Gehen oder Radeln. Es taktet auch die Sprache, und wenn man nur im Bett liegt, und wartet, dass die Sprache kommt, passiert gar nichts, versackt alles im Twittersumpf.