Die Idee des einen einzigen Tagebuchs ist verführerisch, aber utopisch. Ich weiß gar nicht auswendig, wieviele Tagebücher ich derzeit parallel führe. Ein anschwellendes Zettelkonvolut mit Blutdruckwerten liegt beim Brot, das dazu passende Blutdruckmessgerät auf den Kochbüchern. Auf dem Rechner diverse Dokumente, die Tagebuchcharakter haben, eines Tages will ich sie mal zusammenführen, in chronologische Ordnung bringen also. Andererseits: Wozu? Dann die ganzen Notizbücher, irgendwas zwischen Terminkalender, Einkaufszettel und intimsten Bekenntnissen. Fürchterlichste Einsichten in die genauere Natur der Ausweglosigkeit. Liegen immer irgendwo rum. Wenn man sie braucht, sind sie unauffindbar, drum fange ich ständig neue an. Und dann noch Wald und Höhle, ich sags euch, heute hat erst wieder ein Narr sich als Subskribent bei Sichten und Ordnen eingeschrieben. Er oder sie macht sehr schöne Fotos von ihren oder seinen Urlaubsreisen, fantastische Meeresansichten, einzigartig in ihrer Austauschbarkeit.

Eine Verstreuung also, sowohl am Computer, als auch auf den Papieren. Wenn man nur alle Gedanken mal sammeln könnte, zu einem Strang, zu einem Lauf, zu einer Einheit. Wenn die Schrift einfach mal liefe und einen lesbaren Faden erzeugte. Aber es zerstreut sich immerfort, auf dies und jenes. Kein Rückgrat hat dieses Denken, es fußt auf keinerlei Einsichten, nichts ist diesem Denken gewiss, es ist wundervoll: Ein Gefühl des freien Schwebens, Wald und Höhle halt, was der Name immer schon versprach: Die totale Geborgenheit im Nichts.