Gern wüsste ich mehr darüber, was die Leute, die Wald und Höhle lesen, an Wald und Höhle eigentlich gut finden. Oder anders gesagt: Diese verrückte Unmöglichkeit, nochmal wirklich neu anzufangen, bei Null. Nein, das geht wirklich nicht, sagte Weintraub und schob dabei sein Glas Rotwein auf dem Tresen hin und her, vergiss es einfach, du bist für die Leute der Sichter und Ordner, der ewige Beethovenfreak, sei froh, dass du überhaupt irgendwas bist für drei oder fünf Hanseln, und hör endlich auf, neu anzufangen. Er war jetzt richtig sauer, wie ich deutlich sehen konnte, er schnaubte förmlich. Ist ja schon gut, wisperte ich kleinlaut.

Harry S. Weintraub, der Literaturpapst und letzte Großkritiker, mit Zehntagebart und Bierwampe hier vor mir thronend, larger than life, in Erlangens erlesenster Künstlerkneipe, was sollte ich schon sagen? Ok, sagte ich, ich dachte ja bloß, dass ich diese aphoristische Kargheit, diese Verkarstung der Sprache mal wieder mit ein wenig, (ich meine, verstehste?), mit ein wenig Pomp and Circumstances aufbrezeln sollte, einfach der Abwechslung halber. Es soll doch nicht immer alles gleich klingen. Ist denn nicht jedes Schreiben immerzu nur der Versuch, aus dem fürchterlichen Gleichschritt auszubrechen, in dem wir alle gefangen sind? Dieses grauenvolle Versmaß des Linkszwodreivier, das uns alle niedertrampelt? Manchmal denke ich, nur das völlige Aufgeben des Schreibens könne uns erlösen. Als sei das Schreiben selbst die Krankheit.

Fünf oder zehn Sekunden der völligen Stille bis Weintraub ins Nichts reinsagt: So ganz hundertprozentig knusper bist du auch nicht mehr, oder? Weintraub eben. Komplett der Philosoph.