Mandy

von Konrad

Ich hasse alles an Puffs. Die Beleuchtung, die Wärme das Billige, den Geruch, das Abgewetzte, Oberflächliche, die Nutten. Vor allem die Nutten. Ich lehne in der Hofeinfahrt und blicke dem entgegen, was mir gleich bevor steht. Die Zigarette schmeckt schal und eklig. Zischend landet sie in einer Pfütze. Ich gehe los. Durch den Nieselregen, auf den rot und blau beleuchteten Fickbau zu. Ferhat nickt kurz. Rasierter Kopf, Bomberjacke, Muskeln. Wir kennen uns, mögen den anderen vielleicht sogar. Er weiß, dass ich nicht einer von denen bin, die hier nur schnell einen wegstecken wollen. Ich nicht. Ich habe anderes zu tun. Er gibt den Weg frei und ich gehe durch die Tür, direkt rechts auf die Treppe zu. Trotzdem sind sie sofort da. Mehr Make-up als Klamotten. Begrapschen mich mit ihren Nuttenfingern. Als könnte das lockende „Hey Süßer, kommste mit?“ diese ganze Schäbigkeit vergessen machen. Ich lasse sie hinter mir, flüchte die Treppe nach oben, in den dritten Stock. Dass Mandy sich ausgerechnet einen Puff als Bleibe aussuchen musste. Ausgerechnet! Das passt nicht zu ihr, das passt nicht zu mir, das passt gar nicht. Aber bei ihrer Vergangenheit kann ich das sogar verstehen. Mit einem wie Ferhat vor der Tür ist man sicher. An ihm kommt keiner vorbei. Hier findet sie keiner. Eigentlich eine gute, richtige Entscheidung. Trotzdem bleibt es ein verdammter Puff. Und ich muss auch noch durch. Die machen auch Fetischkram hier. Ich will mir die Abartigkeit gar nicht vorstellen. Kann mich aber nicht gegen die Bilder wehren. Leder und Knebel, Nasses, Haariges, Fettes, Dreckiges, Schmerzhaftes, Erniedrigendes. In Latex gegossener, ausgepeitschter, durchgefickter Ekel. Bald werde ich genug Kohle beisammen haben. Dann können Mandy und ich neu anfangen. Irgendwo auf dem Land. Abgeschieden vom Rest dieser Welt. Vor allem abgeschieden von diesem besonderen Teil der Welt. Bis es soweit ist, muss ich sie hier besuchen. Und ein Gemisch 300 verschiedener, widerlich süßer Parfums einatmen. Ich klopfe an ihre Tür. Sie öffnet und lächelt ihr bezauberndes Lächeln. Ich schließe sie in die Arme. Mein Atem wird tiefer, die Gedanken weniger finster. Nur Mandy schafft das bei mir. Geldbeutel. Für ein Leben auf dem Land reicht es nicht, noch nicht. So lange helfen wir uns gegenseitig und versuchen durchzukommen, Mandy und ich. „Nächste Woche kommt endlich die Kohle vom fetten Brinkmann, dann kann ich dir mehr geben. Du sollst wenigstens ein bisschen was haben, wenn du schon hier leben musst.“ Ich lege ihr drei Fünfziger auf das kleine Regal. Sie lächelt matt. Geld war Mandy noch nie wichtig. Dazu steht sie viel zu weit über den Dingen. Aber sie braucht es eben, so wie wir alle. Selbst in diesem Loch muss man sein Zimmer bezahlen. Wir ziehen uns aus. Fast. Sie lässt ihr Höschen und ich meine Shorts an. Wir sind anständig, brauchen nur die Ruhe des Anderen, im Gegensatz zu diesen Fickfreaks in den Zimmern nebenan. Sie legt sich unter die Decke. Dabei sehe ich, wie zufällig, ihre großen, vollen Brüste bevor sie sie bedeckt. Kurz durchzuckt es mich. Ich muss endlich die Wärme ihrer milchweißen Haut spüren, ihre Kraft in mich aufnehmen. Wir schmiegen uns dicht aneinander, Körper an Körper. Spüren die Wärme des Anderen. Sie streichelt meinen Kopf, fährt durch meine Haare. Nur Mandy darf das, jedem anderen würde ich die Hand brechen. Ich fange an, zu erzählen. Erzähle ihr den ganzen Scheiß, den ganzen Rotz, den ich nur ihr erzählen kann. Sie hört zu, wie immer. Atmet ruhig. Als ich nach meinem ersten Redeschwall kurz Pause mache, flüstert sie hauchend in mein Ohr. „Alles gut, hier bist du sicher, entspann dich, entspann dich! „ Ich rutsche an ihrem Körper entlang, tiefer unter die Decke, in die warme, dunkle Geborgenheit. Ich spüre plötzlich ihre weiche Brust an meinem Kinn, rutsche noch etwas tiefer und nehme die Brustwarze sanft in den Mund. Ich fühle, wie sie kurz erschaudert. Ich beginne zu saugen und spüre, wie mit jedem Schluck von Mandys körperwarmer, wohlschmeckender Milch die dringend nötige Ruhe in mich zurückkehrt. Ich sauge schmatzend weiter, versuche, jeden Tropfen zu erwischen, der mir aus dem Mundwinkel über ihre Haut läuft. Mandy streicht noch immer durch meine Haare und summt leise eine Melodie.