Siddhartha

The book with this title by Hermann Hesse has now been recommended to me so many times that I have finally decided to take it up.

Hermann Hesse

First, a friend from my Industrial Design studies had told me about it, then my best friend from school had told me that he had picked up the works of Hermann Hesse and loved all of it.

Then, two weeks ago, I received a summary from fourminutebooks.

Today, I met up with the mentioned friend, his girlfriend, their dog, and another friend, and when the father of this friend said that he would let us, the youth, take a walk alone and I replied that I thought that movement was not less important for the old, he spontaneously decided to join us.

I talked with him for a long time while my three friends had a conversation among themselves, and some time after I had listened to his life story and he had listened to mine, he also mentioned Siddharta.

Now I finally picked it from my mother's bookshelf. She never read it and I noticed that my father gave it to her as a Christmas gift in 2005 (a few years after they separated).

It seems like a genuinely good book that I might have underrated.

Update: 05.01.23

Yes, I underrated the book. A few days after finishing it I realize how happy I could allow myself to be for a couple of days after reading it.

Here are my favourite parts of it.

Page 52:

Als der Tag begann, bat Siddhartha seinen Gastgeber, den Fährmann, ihn über den Fluss zu setzen. Der Fährmann setzte ihn auf seinem Bambusfloß über den Fluss, rötlich schimmerte im Morgenschein das breite Wasser. “Das ist ein schöner Fluss”, sagte er zu seinem Begleiter. “Ja”, sagte der Fährmann, “ein sehr schöner Fluss, ich liebe ihn über alles. Oft habe ich ihm zugehört, oft in seine Augen gesehen, und immer habe ich von ihm gelernt. Man kann viel von einem Flusse lernen.” “Ich danke dir, mein Wohltäter”, sprach Siddhartha, da er ans andere Ufer stieg. “Kein Gastgeschenk habe ich dir zu geben, Lieber, und keinen Lohn zu geben. Ein Heimatloser bin ich, ein Brahmanensohn und Samana.” “Ich sah es wohl”, sprach der Fährmann, “und ich habe keinen Lohn von dir erwartet, und kein Gastgeschenk. Du wirst mir das Geschenk ein anderes Mal geben.” “Glaubst du?” sagte Siddhartha lustig. “Gewiss. Auch das habe ich vom Flusse gelernt: alles kommt wieder! Auch du, Samana, wirst wiederkommen. Nun lebe wohl! Möge deine Freundschaft mein Lohn sein. Mögest du meiner gedenken, wenn du den Göttern opferst.” Lächelnd schieden sie voneinander. Lächelnd freute sich Siddhartha über die Freundschaft und Freundlichkeit des Fährmanns. “Wie Govinda ist er”, dachte er lächelnd, “alle, die ich auf meinem Wege antreffe, sind wie Govinda. Alle sind dankbar, obwohl sie selbst Anspruch auf Dank hätten. Alle sind unterwürfig, alle mögen gern Freund sein, gern gehorchen, wenig denken. Kinder sind die Menschen.”

Page 62:

“Du hast Glück gehabt”, sagte sie beim Abschied, “eine Tür um die andre tut sich dir auf. Wie kommt das wohl? Hast du einen Zauber?”

Siddhartha sagte: “Gestern erzählte ich dir, ich verstünde zu denken, zu warten und zu fasten, du aber fandest, das sei zu nichts nütze. Es ist aber zu vielem nütze, Kamala, du wirst es sehen. Du wirst sehen, dass die dummen Samanas im Walde viel Hübsches lernen und können, das ihr nicht könnt. Vorgestern war ich noch ein struppiger Bettler, gestern habe ich schon Kamala geküsst, und bald werde ich ein Kaufmann sein und Geld haben und all diese Dinge, auf die du Wert legst.”

“Nun ja”, gab sie zu. “Aber wie stünde es mit dir ohne mich? Was wärest du, wenn Kamala dir nicht hülfe?”

“Liebe Kamala”, sagte Siddhartha und richtete sich hoch auf, “als ich zu dir in deinen Hain kam, tat ich den ersten Schritt. Es war mein Vorsatz, bei dieser schönsten Frau die Liebe zu lernen. Von jenem Augenblick an, da ich den Vorsatz fasste, wusste ich auch, dass ich ihn ausführen werde. Ich wusste, dass du mir helfen würdest, bei deinem ersten Blick am Eingang des Haines wusste ich es schon.”

“Wenn ich aber nicht gewollt hätte?” “Du hast gewollt. Sieh, Kamala: wenn du einen Stein ins Wasser wirfst, so eilt er auf dem schnellsten Wege zum Grunde des Wassers. So ist es, wenn Siddhartha ein Ziel, einen Vorsatz hat. Siddhartha tut nichts, er wartet, er denkt, er fastet, aber er geht durch die Dinge der Welt hindurch wie der Stein durchs Wasser, ohne etwas zu tun, ohne sich zu rühren; er wird gezogen, er lässt sich fallen. Sein Ziel zieht ihn an sich, denn er lässt nichts in seine Seele ein, was dem Ziel widerstreben könnte. Das ist es, was Siddhartha bei den Samanas gelernt hat. Es ist das, was die Toren Zauber nennen und wovon sie meinen, es werde durch die Dämonen bewirkt. Nichts wird von Dämonen bewirkt, es gibt keine Dämonen. Jeder kann zaubern, jeder kann seine Ziele erreichen, wenn er denken kann, wenn er warten kann, wenn er fasten kann.”

Page 66:

Nicht lange war er in Kamaswamis Hause, da nahm er schon an seines Hausherrn Handel teil. Täglich aber zu der Stunde, die sie ihm nannte, besuchte er die schöne Kamala, in hübschen Kleidern, in feinen Schuhen, und bald brachte er ihr auch Geschenke mit. Vieles lehrte ihn ihr roter, kluger Mund. Vieles lehrte ihn ihre zarte, geschmeidige Hand. Ihn, der in der Liebe noch ein Knabe war und dazu neigte, sich blindlings und unersättlich in die Lust zu stürzen wie ins Bodenlose, lehrte sie von Grund auf die Lehre, dass man Lust nicht nehmen kann, ohne Lust zu geben, und dass jede Gebärde, jedes Streicheln, jede Berührung, jeder Anblick, jede kleinste Stelle des Körpers ihr Geheimnis hat, das zu wecken dem Wissenden Glück bereitet. Sie lehrte ihn, dass Liebende nach einer Liebesfeier nicht voneinander gehen dürfen, ohne eins das andere zu bewundern, ohne ebenso besiegt zu sein, wie gesiegt zu haben, so dass bei keinem von beiden Übersättigung und Öde entstehe und das böse Gefühl, missbraucht zu haben oder missbraucht worden zu sein. Wunderbare Stunden brachte er bei der schönen und klugen Künstlerin zu, wurde ihr Schüler, ihr Liebhaber, ihr Freund. Hier bei Kamala lag der Wert und Sinn seines jetzigen Lebens, nicht im Handel des Kamaswami.

Page 71:

Immer aber kam er wieder zur schönen Kamala, lernte Liebeskunst, übte den Kult der Lust, bei welchem mehr als irgendwo Geben und Nehmen zu einem wird, plauderte mit ihr, gab ihr Rat, empfing Rat. Sie verstand ihn besser, als Govinda ihn einst verstanden hatte, sie war ihm ähnlicher. Einmal sagte er zu ihr: “Du bist wie ich, du bist anders als die meisten Menschen. Du bist Kamala, nichts andres, und in dir innen ist eine Stille und Zuflucht, in welche du zu jeder Stunde eingehen und bei dir daheim sein kannst, so wie auch ich es kann. Wenige Menschen haben das, und doch könnten alle es haben.” “Nicht alle Menschen sind klug”, sagte Kamala. “Nein”, sagte Siddhartha, “nicht daran liegt es. Kamaswami ist ebenso klug wie ich, und hat doch keine Zuflucht in sich. Andre haben sie, die an Verstand kleine Kinder sind. Die meisten Menschen, Kamala, sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft, und schwankt, und taumelt zu Boden. Andre aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind erreicht sie, in sich selbst haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn. Unter allen Gelehrten und Samanas, deren ich viele kannte, war einer von dieser Art, ein Vollkommener, nie kann ich ihn vergessen. Es ist jener Gotama, der Erhabene, der Verkünder jener Lehre. Tausend Jünger hören jeden Tag seine Lehre, folgen jede Stunde seiner Vorschrift, aber sie alle sind fallendes Laub, nicht in sich selbst haben sie Lehre und Gesetz.” Kamala betrachtete ihn mit Lächeln. “Wieder redest du von ihm”, sagte sie, “wieder hast du Samanagedanken.” Siddhartha schwieg, und sie spielten das Spiel der Liebe, eines von dreißig oder vierzig verschiedenen Spielen, welche Kamala wusste. Ihr Leib war biegsam wie der eines Jaguars und wie der Bogen eines Jägers; wer von ihr die Liebe gelernt hatte, war vieler Lüste, vieler Geheimnisse kundig. Lange spielte sie mit Siddhartha, lockte ihn, wies ihn zurück, zwang ihn, umspannte ihn, freute sich seiner Meisterschaft, bis er besiegt war und erschöpft an ihrer Seite ruhte. Die Hetäre beugte sich über ihn, sah lang in sein Gesicht, in seine müde gewordenen Augen. “Du bist der beste Liebende”, sagte sie nachdenklich, “den ich je gesehen habe. Du bist stärker als andre, biegsamer, williger. Gut hast du meine Kunst gelernt, Siddhartha. Einst, wenn ich älter bin, will ich von dir ein Kind haben. Und dennoch, Lieber, bist du ein Samana geblieben, dennoch liebst du mich nicht, du liebst keinen Menschen. Ist es nicht so?” “Es mag wohl so sein”, sagte Siddhartha müde. “Ich bin wie du. Auch du liebst nicht – wie könntest du sonst die Liebe als Kunst betreiben? Die Menschen von unserer Art können vielleicht nicht lieben. Die Kindermenschen können es; das ist ihr Geheimnis.”