Covidioten

„Felix, gehst du schnell an die Tür?“ „Klar, Papa.“ Der strahlende, blonde Junge öffnete die Haustür und als er etwas hinaufsah, erblickte er die Augen einer fröhlichen Frau in einem gelben Outfit. „Guten Morgen, Felix.“, sagte die Postbotin. Es war üblich, dass sich die Menschen in Erdamünde duzten. Es kannte schließlich jeder jeden in dem kleinen Dorf. „Heute nur Briefe für deinen Papa.“, sagte die Frau und reichte dem kleinen Jungen Rechnungen und Werbung. „Ich geb‘ sie gleich Papa.“, sagte er und nahm sie entgegen. Die Postbotin war bereits dabei, sich zu verabschieden und wieder ihre Arbeit in Angriff zu nehmen, doch dann unterbrach der Junge ihre Eile. „Warte!“ Verwundert drehte die Frau sich wieder um. „Maria, wenn du fertig bist, kannst du gerne zu uns kommen. Wir haben noch ein paar eingeladen. Oma kommt sogar auch!“, erzählte Felix heiter. Jetzt war die Verwunderung der Postbotin noch größer. „Ihr habt viele Leute eingeladen?“ Felix nickte. „Dein Papa findet das gut? In dieser Zeit?“ Wieder nickte der Junge, diesmal etwas widerwilliger. „Was ist denn da los?“, hallte eine tiefe Stimme aus einem Zimmer des kleinen Hauses. Ein Mann mit dumpfer Miene, Stoppelbart und stämmiger Statur trat neben den Jungen. „Guten Morgen, Herr Müller.“, sprach die Postbotin. Herr Müller war die einzige Person in Erdamünden, die es nicht leiden konnte, wenn man sie duzte. „Geh wieder Spielen.“, sagte er zu Felix und nahm ihm die Rechnungen ab. Der Junge winkte zum Abschied und verschwand im Hinterzimmer. „Hören sie auf meinen Sohn mit so etwas unwichtigem zu nerven. Er freut sich auf die Feier.“, sagte der stoppligbärtige Mann rau. „Natürlich, Herr Müller. Aber sie sollten etwas vorsichtiger sein. Viele Leute auf engem Raum ist derzeit nicht das Beste. Sie können nicht ignorieren, dass die Cororna-Viren dadraußen herumschwirren.“, belehrte die Frau. „Nun hören sie aber auf!“ Sie hatte wohl etwas gesagt, das Herr Müller nicht so gerne hörte. „Ach, so ein paar Viren. Wo sind die den, ich sehe sie nicht? Die Menschen sind nur alle verrückt geworden.“, sprach er leicht aufgebracht. Die Frau schaute etwas bekümmert. Der Mann ihm Türrahmen verschränkte seine Arme. „Wir wollen nur eine Trauerfeier machen, mehr nicht.“ Anstatt weiter zu versuchen, Herr Müller zu belehren und Dinge zu sagen, wie: „Sie sind unvernüftig“ oder „Das Risiko sollte man nicht unterschätzen“, sagte sie: „O, mein Beileid. Darf ich fragen, wer gestorben ist?“ Der verärgerte Mann gluckste auf. „Mein Vater. Aber, er war ja auch schon etwas älter.“ „Krebs?“, fragte die Postbotin mitfühlend und vorsichtig. „Nein, die Ärzte haben irgendeinen Quatsch erzählt.“ Maria schaute verwundert. Dann murmelte der Mann etwas mit zusammengepressten Lippen. „Er starb an einer Lungenkrankheit.”

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