Der Fladdermann

Man nannte ihn einen Sonderling. Ein junge mit kurzen, schwarzen Haaren und einer Rundglasbrille. Alexander liebte Hörspiele, lange Romane und das Sammeln von Souvenirs. Für ihn waren das Dinge, die ihn erfüllten, und zu dem machten, der er nun mal war. Doch Stefan und seine Freunde sahen das anders; das wussten sie auch kundzutun. „Hey, Fladdermann! Hörst du wieder die-drei-Ausrufezeichen?“, fragte ihn Stefan schelmisch an diesem Morgen im Klassenzimmer der 9d. Seine Freunde lachen schelmisch, sie kicherten über jeden seiner schlechten Witze. Alex war ein ruhiger Junge. Er hatte ein Talent dafür, die beleidigenden Anmerkungen seiner Klassenkameraden zu ignorieren. „Hey, Fladdermann. Huhu.“ Wieder kicherten Stefans Freunde, doch Alex nahm keine Kenntnis. Natürlich nervte es ihn, doch Alex wusste, warum Stefan es nicht lassen konnte seine Witze zu reißen. Maria, das hübscheste Mädchen der Schule, stand ebenfalls im Klassenzimmer. Jedes Mal wenn sie in ihrer kurzen Jeans, ihrem luftigen Oberteil und ihren langen, blonden Haaren in der Nähe war, nutze Stefan jede erdenkliche Gelegenheit, um sie zu beeindrucken. Stefan war, wie die meisten Junge seiner Art, total in sie verknallt. So schien es, doch der Schein trügt oft. Eigentlich sah Stefan es nur als eine Herausforderung. Das hübscheste Mädchen der Schule zu beeindrucken, sich an sie ranzumachen und sie schließlich zu verführen; das war Stefans Plan. Doch bisher ohne besonders viel Erfolg. Es gab wohl kaum eine Person, die Stefan so sehr ignorierte, außer vielleicht Alex. Und ein drittes Mal rief er: „Hey, Fladdermann. Hörst du schlecht?“ Alex hatte den Kosenamen „Fladdermann“ von Stefan bekommen. Wenn man immer schwarz trug, große Augenringe hatte und Bilder von Fledermäusen in der Pause zeichnetet, blieb das wohl nicht aus. Stefan wurde genervt. Immer wenn er Alex runtermachen wollte, um Maria zu beeindrucken, nahm keiner von beiden Kenntnis von seinen Sprüchen. Nur seine Gefolgschaft, die sogar höhnte, wenn er nur „Fladdermann“ sagte, schenkten ihm Aufmerksamkeit. Aber wie sollte man es Alex und Maria auch verübeln? Sie waren einfach zu beschäftigt, wie sie da beide am Handy saßen. Zu beschäftigt damit, sich gegenseitig zu schreiben.

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