Der Mann am Steg

„Sitzt er schon wieder da?“ „Ja, jeden Tag. Ich glaube er ist nie woanders.“ „Sicher, dass er nicht eingeschlafen ist? Oder ...!“ Eine sanfte Brise wehte über den großen See durch die Haare von drei jugendlichen. Ihre Blicke zeugten von Verwunderung, als sie zu dem Steg am großen See blickten. Dort saß ein älterer Herr mit grauem Bart, sanftmütigen Augen und einem eigenartigen Hut auf dem Kopf. „Er bewegt sich ja immer noch nicht?“ „Doch, ich glaube er hat gerade gezittert.“ Der ältere Herr saß regungslos am Holzsteg. Die Jugendlichen machten sich Sorgen, viele Dorfgeschichten umgaben den Mann. Es hieße er würde sich nie vom Fleck bewegen. Manche meinen, er wäre im Sitzen gestorben. Andere erzählten, sie würden ständig mit ihm sprechen. Doch niemand wusste genau die Wahrheit. „Doch, er hat sich bewegt!“ „Komm Adam, lass uns wieder in’s Dorf zurück.“ Ein nervöses Glucksen, kalter Schauder; einer der jungen Männer tastete sich vorsichtig an den Holzsteg heran. Der mutige Abenteurer wollte das Geheimnis lösen, dass ohne ein Zucken vor dem klaren Wasser saß. Schritt für Schritt über den trockenen Rasen, bis der Boden unter ihm hölzern wurde. Er stand vor dem Mann, jetzt er konnte er diesen auch viel besser erkennen. Sein Hut, war aber genauso merkwürdig wie von Weitem. Eine Melone mit winzigen Harpunen, wer trägt den sowas? „Ent ... äähntschuldigung?“, stotterte der Jugendliche in seiner Luftjacke und der zerfransten Jeans. Als er keine Antwort bekam, wurde er noch nervöser, dann spürte er die höhnischen Blicke seiner Freunde im Rücken. Jetzt fasste er alle Tapferkeit, die ihm in die Wiege gelegt worden war. „Verzeihung!“ Ihm rutschte sein Herz in die Hose, als er sah, wie der ältere Herr in seinem Hemd langsam anfing sich zu drehen. Sollte er weglaufen? Um Hilfe rufen? Hatte er einen Toten geweckt, oder waren es doch nur Dorfmärchen? Der ältere Herr hatte sich im Sitzen umgedreht und die Augen des Jugendlichen kreuzten sich mit den seinen. Doch es waren nicht Augen, die vom Sensenmann heimgesucht worden waren. Es waren friedfertige Augen, denen ein Gefühl der Ruhe umgab. Der ältere Herr strahlte den Jugendlichen an, dann blickte dieser rüber zu den Erschrockenen weiter weg. „Guten Morgen, junger Mann.“, sagte der Herr leise. „Gut ... en Moohorgän“, stotterte der Jugendliche. Eine schweigende Stille trat ein. Der Dorfjunge blickte verdutzt auf den älteren Heeren, der immer noch die Ruhe selbst war. Der Mann mit dem eigenartigen Hut wandte sich wieder besonnen dem See zu. Der junge Mann war erstaunt. In seinem Eifer hätte er so etwas sagen sollen, wie „Warum sitzen sie hier ständig“ oder „Sie sind ja gar nicht tot“, doch er schwieg. Dann war ein leises Plopp im See, nicht weit vom Ufer und dem Holzsteg, zu hören. „Geduld lohnt sich.“, sagte der Mann heiter, während er nach etwas griff. Es war über einem Seil mit etwas verbunden, dass im See schwamm. Er hielt einen hölzernen Stab in der Hand, der genauso eigenartig aussah wie sein Hut. Dann sprach er: „Ein Hobby ist doch etwas schönes, oder nicht?“

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