Frederick Forsyth, DIE TODESLISTE, München, 2013

Cover von “Die Todesliste” bearbeitet mit https://simplify.thatsh.it/, 2024

„Die Todesliste“ Frederick Forsyth ?!?! Echt jetzt? Ich hab schon ein wenig überlegt, bevor ich das hier in meine Leseliste aufgenommen habe. Das als Triller auf dem Cover belabelte Buch ist ein extrem scherenschnittartiges post-9/11 Terrorbekämpfungsklischee auf 316 Seiten. Die Protagonisten (alles Männer, bis auf wenige Sidekicks, wie die alternde Agentin, die nur über ihre Heldentaten in ihrer Jugend beschrieben wird) werden tendenziell heroisiert und einzig und allein über ihre operativen Fähigkeiten beschrieben. So als wären es Autokarten. 1000 PS – sticht! Die Schattenmänner, die am Rande der konstitutionellen Machbarkeit ihr ganz spezielles Spiel „Gut gegen Böse“ Spiel aufziehen, können dank ihrer Superkräfte, einfach so Gegner eliminieren, ohne auch nur einmal in ein moralisches Sperrfeuer zu geraten. Selbstreflexion? Entwicklung? Fehlanzeige. Keine kritische Stimme, die die Drohneneinsätze der Alliierten auf der ganzen Welt auch nur ansatzweise kritisiert.

Die Welt ist eine Abfolge von Aktionen und Gegenreaktionen, erzählt entlang der bekannten Eskalationsspirale „Wir gegen die“. Warum mir das ganze dennoch so viel Spaß gemacht hat zu lesen? Vielleicht genau aus oben genannten Gründen? Die Welt ist einfach und brutal. Sie zeigt keine Gnade gegenüber niemandem und ist vielleicht genau aus dem Grund die bessere Welt als unsere, denn sie ist irgendwie „gerecht“. Die realen Folgen der tödlichen Kriegseinsätze werden nicht bedacht. Auch der Sohn des schwedischen Großreeders, der auf einem Frachtschiff entführt und von den Piraten beinahe zu Tode gefoltert wurde, kommt schon darüber weg.

Vielleicht ist das die stille Qualität Forsyth, der im Klappentext des Buches übrigens als „jüngster Pilot der Royal Air Force“ beschrieben wird (fast so, als wolle er sich um Aufnahme als Charakter in seinem Buch bewerben). Erst zeigt die Welt als einen Ort, der durchzogen von Gewalt immerhin eines ist: gerade noch so beherrschbar für diejenigen, die das Privileg haben, mit der richtigen Hautfarbe und Ausbildung ausgestattet auf der richtigen Seite der Erdkugel zu leben. Beruhigend, nicht wahr? Und gleichzeitig so spannend!

Forsyth sing dem Westen ein Schlaflied und tarnt es geschickt als Thriller! Chapeau!