wortsteinschwalbe

stories from the gutter of my heart

Kentucky Fried Cripple

von Gregor Fischer

Oh, wie ich es hasste in diesem fett verschmierten Laden. Wir saßen an einem Fensterplatz bei Kentucky Fried Chicken, Stella und ich. Es war kurz nach Acht. Draußen war es dunkel geworden, die ersten Idioten mit tiefer gelegten Wagen heizten unter den Straßenlaternen an uns vorbei in Richtung der Autobahnauffahrt. Um uns herum, zwischen den roten Plastiktischen, vereint unter dem weißen Licht der Halogenleuchten, tummelte sich der Bodensatz der Menschheit. Da waren Geschäftsmänner in Nadelstreifenanzügen, die mit gelockerter Krawatte und mit bloßen Fingern Chicken Wings in sich hineinstopften, während sie telefonierten. Gleich daneben saß eine Bande heruntergekommener Jugendlicher mit hängenden Hosen und knielangen T-Shirts, die über ein Handy laut Musik hörten. Keiner hatte den Mut, etwas gegen sie zu unternehmen. Besonders nicht der Fettsack im karierten Hemd, der einen Tisch weiter Hähnchenteile in Barbecue-Soße tunkte und sich mit der Serviette den Schweiß von der Stirn wischte.

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Der Befehl

von Gregor Fischer

Wir lagen drei Kilometer vor der Küste, als der Funkspruch kam. Der Sturm peitschte das Wasser gegen die Kabinenfenster und fast hätten wir den Befehl nicht gehört. Das Funkgerät hätten wir längst über Bord geworfen, wenn Fischer nicht protestiert und gedroht hätte, hinterher zu springen. Nun krächzte eine fremde Stimme Order durch den Lautsprecher und erinnerte uns daran, dass wir Soldaten und kein Treibholz waren.

„Was hat er gesagt?“

„Still!“

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Das Manuskript

von Gregor Fischer

Ich wollte Geschichte schreiben. Also – Geschichten schreiben, mit Protagonisten und Konflikten. Deshalb tat ich das. Erst mit Füller und Tinte auf Papier, dann mit alten Schreibmaschinen vom Flohmarkt. Als ich fertig war, legte ich mich schlafen.

Ich zeigte meine Geschichten herum, aber niemand wollte sie lesen.

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Der Herd

von Gregor Fischer

„Hast du die Pässe?“ Stefan kam aus der Wohnung, die Tasche auf dem Rücken. Der Taxifahrer öffnete ihm den Kofferraum und half, das Gepäck zu verstauen. Laura klopfte auf die Tasche, wo sie die Dokumente verstaut hatte. „Hast du abgeschlossen?“ „Jepp“, sagte Stefan und warf ihr die Wohnungsschlüssel zu. Laura schmiss sie in der Handtasche. Stefan stieg auf dem Beifahrersitz ein, Laura nahm auf der Rückbank Platz. Die Mittagssonne brannte auf das Taxi, innen herrschten Saunatemperaturen. Sie schnallte sich an und Stefan ließ den Taxifahrer wissen, dass sie zum Flughafen wollten. „Wir sind etwas spät dran.“

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Die Dunkelheit

von Gregor Fischer

Früher, als ich noch sehr viel jünger war, litt ich öfters an Albträumen, in denen eine dunkle Gestalt mich verfolgte. Mit vier stand ich zum ersten mal weinend im Schlafzimmer meiner Eltern, verwirrt und geschockt von den Bildern, die mir aus dem Schlaf nachhingen. Meine Mutter machte sich Sorgen. Sie schickte mich zu einer Psychologin in der Stadt, die mit mir meine Träume erforschen sollte. Ich erzählte ihr von der Dunkelheit, die mich nachts heimsuchte, so gut es einem Vierjährigen möglich war. “Du brauchst dich nicht fürchten”, erklärte sie mir. Ich schüttelte den Kopf. “Doch, das muss ich.” “Warum?” Ich zuckte mit den Schultern. “Sonst holt sie Mama.”

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