Die Fastenpredigt.

Es ist Fastenzeit.

Mit Interesse las ich, dass die Journalistin Christiane Florin eine Fastenpredigt gehalten hat.

Ihr Buch „Weiberaufstand“ hatte ich 2017 verschlungen. Frauen wie sie gaben mir damals immer noch Hoffnung, dass sich innerhalb des Systems „Kirche“ etwas ändern liesse.

Je älter ich werde, je mehr Erfahrungen ich mit und in der katholischen Kirche gesammelt habe, desto mehr fallen mir die Nadelstiche auf. Die selbstverständlichen Benachteiligungen, die Ignoranz, die Arroganz, die sich als Demut tarnt, das Nicht-Ernstnehmen, nur weil das Gegenüber eine Frau ist. Würde man so handeln und reden, weil dieses Gegenüber eine dunkle Hautfarbe hat, dann wäre man Rassist. Handelt und redet man so, weil das Gegenüber eine Frau ist, was ist man dann? Katholisch.

Christiane Florin in Weiberaufstand

2018 fragte sie bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der MHG-­Studie Kardinal Marx, damals Vorsitzender der Bischofskonferenz, ob einer der Bischöfe sich seiner persönlichen Verantwortung gestellt und erkannt habe, er könne sein Amt nicht mehr ausüben. Marx antwortete mit einem Wort: „Nein. Quelle: Der Dom

Christiane Florin blieb dran. Ein zweites Buch mit dem Titel „Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben.“ erschien.

Aber die MHG-Studie wurde kein Wendepunkt, obwohl sie das strukturelle Desaster offen legte.

Für ihre Arbeit, kirchliche Machtverhältnisse kritisch aufzuklären, wurde Christiane Florin ausgezeichnet.

Kürzlich las ich, dass auch sie inzwischen aus der Kirche ausgetreten ist.

Die Gründe fasst sie in der Fastenpredigt „Ich bin ein Schaf, holt mich hier raus“ zusammen. In gewohntem Klartext.

Die Fassade der Kirche stimmte nicht mit ihrem Inneren überein.

Erling Kagge „Gehen. Weitergehen.“

#Feminismus #Kirche