Kürzlich ereignete sich etwas, was eigentlich gar nicht sein kann:
Amerika war verschwunden.
Nach dem das Buch von Joachim Meyerhoff ausgelesen war, wollte ich aus dem Zyklus. „Alle Toten fliegen hoch“ Band 1 lesen. Hier ging es um eine Zeit, die der Autor in den 1980er Jahren in den USA verbracht hatte und das den Anfang seiner biographischen Geschichten macht.
Das neue Computersystem, das die Ausleihe in der Stadtbibliothek besonders komfortabel macht, funktioniert so, dass Bücher in der Zentrale bestellt und in den Stadtteil geliefert werden.
Schon ist eine Woche Urlaub daheim vorbei. Wie schnell das immer geht!
Eine Woche, in der die Jahreszeit den Schalter von Sommer auf Herbst umlegte. Erst war es nur ein zartes “Komm, wir probieren es mal aus …” und morgens war es noch warm, aber dunkel.
Und dann plötzlich war der Sommer einfach vorbei! Gestern noch im Badeanzug am Steg – heute im Rollkragenpullover in der Wohnung.
Für die erste Woche habe ich mir natürlich wieder zu viel vorgenommen. Erholsam sollte es sein und kreativ. Sogar das Stricken wollte ich wieder anfangen, weil es doch vorne beim Dorfplatz neben dem Bioladen so einen hübschen kleinen Buch-, Kunst- und Strickladen gibt. Buchanker heißt der!
Aber nach einer Woche ist klar: zu viel, zu viel. Konzentration, bitte! sagt die innere Stimme. Kein Malen, kein Stricken, kein Fotografieren (höchstens vielleicht Knipsen).
Da sind ein paar Klavierstücke, die ich gerne viel besser spielen möchte. Die Cantate 147 von Bach, die im Grundkurs so leicht von der Hand ging … Und jetzt! Diese ganzen Tonleiterwechsel dauernd! Sternennacht von Don Mc Leon. Und von Puccinis “Nessun dorma” ganz zu schweigen.
Der Tag beginnt damit, dass der Hund die Tischdecke vom Esstisch zieht. Nach dem Spaziergang war er wilder als sonst, steckte seine Schnauze überall hinein, auch ins Tischtuch und rieb sich daran trocken, als sei es ein Handtuch. Und während wir noch witzelten, dass er eines Tages das ganze Tischtuch runterziehen würde, lag es auch schon am Boden.
Wir brachen in schallendes Gelächter aus. Der Hund selbst war nicht weiter verwundert und legte sich schlafen.
Der Himmel ist heute früh sternenklar. Die Temperatur liegt bei 10 Grad. Ob das Meer-Schwimmen nun vorbei ist? Es gibt immer diesen einen Tag im September, da ist plötzlich Herbst. Jedesmal nehme ich mir vor, dieses Jahr nicht. Dieses Jahr mache ich es wie die Winterschwimmenden und schwimme mindestens bis Oktober. Aber dann ist es kalt, so wie heute, die Sonne wärmt nicht mehr und ich knicke ein.
Selbst der Hund verschläft, weil es so dunkel ist.
Ich zünde ein paar Kerzen an, wobei zünden nicht der richtige Ausdruck ist. Ich schalte ein paar Kerzen ein. Es gibt Worte, die klingen einfach nicht so romantisch. LED, bäh, oder Fernbedienung.
“Kein offenes Feuer!”
Das muss an den vielen Brandschutzseminaren liegen, die während eines Arbeitslebens so anfallen, mittlerweile online: Lernpfad Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz. Alles in einem Rutsch!
Zusammen mit Köchinnen, Hauswirtschafterinnen, Hausmeistern, Psychologinnen, Ärztinnen und Pädagoginnen war es damals auch nett. Wir saßen alle in einem Seminarraum, während vorne ein Feuerwehrmann viele Warnungen ausstieß. Da ich lange nicht mehr in einer Fortbildung gewesen war, war mir zunächst nach Rumalbern, aber das war nicht angemessen. Also brav zuhören. Ich konnte noch einiges lernen.
Kaffeeklatsch.
Telefonate sind irgendwie selten geworden. Es gibt mehr Spams als echte Anrufe. Und weitaus mehr Textnachrichten als Telefonate.
Aber heute hatten die Freundin und ich einen ausgiebigen Schnack-Klön, wie die Norddeutschen sagen. Echter virtueller Kaffeeklatsch!
Morgens und abends ist es kalt an der Küste, die Blätter fegen über die Straße – dazwischen heiss, so dass die Haut brennt und das Wasser aufwärmt.
Einer der dicken Pötte hat heute ein Wendemanöver auf See geleistet. Ein Containerschiff, nur noch ein paar Meter vom Skandinavienkai entfernt, drehte plötzlich mitten auf See um und fuhr davon.
Der Skandikai – wie die Einheimischen sagen – wurde nicht angefahren.
Warum, weshalb, wieso? Werden die Lokalnachrichten darüber berichten?
Diese Staycation arten in ein Kreativtreff aus. Klavier lernen, lesen, malen.
Aber für den Augenblick einfach kein Stress und am Steg abhängen, in die Sonne blinzeln, Pötte beobachten und schwimmen.
Hier im Norden heißt es Sonnabend. Wenn ich das früher hörte, dachte ich, aha, ein Nordlicht also! Die meiste Zeit meines Lebens hieß dieser Tag Samstag. Damit verbinde ich schwarze Farbe und ein Tier. Ein Sams. Eine Art Biber. Oder so wie das, was sich Frauen früher um den Hals legten. Einen weichen Fuchs, aber eben in schwarz. Seltsam, oder? Als neues Nordlicht übernehme ich daher gerne:
Sonnabend! Da steckt Leuchtkraft drin. Sonnenschein. Der Sonntag scheint durch den Abend schon hinein.
Heute ist kein Frei-Freitag, aber ein “Letzter-Tag-vor-dem-Urlaub-Tag!”
In der Nacht zwei Stunden wach gelegen. Warum? Weil unklar ist, ob Ben und Kate sich kriegen! Wer Ben und Kate sind? Die aus dem “Kleinen Café in Kopenhagen.”
Kennt ihr nicht?
Na, die Londoner Journalist:innen, die bei den glücklichen Dänen den Hygge-Lebensstil erkunden wollen. Kate organisiert das. Ben fährt unfreiwillig mit. Sie mögen sich nicht leiden, aber dann funkt es natürlich doch. Bis zum Wiedereinschlafen haben sie sich aber nicht gekriegt. #Bücher