Dysnomia

anomic aphasia anonymous

von Steffen

hier umschließt uns blasse nacht dunkle macht erdrückt von hartem regen

versengt von flammenden säulen weltenbrand vor leerem himmel

erstarrt unter sterbenden sternen ich als asche du als sand wir als stumpfer diamant

zu boden gestarrt von gelben, grünen, roten blinzelnd stummen boten

wintertrüb bricht sich das licht in diesen stunden in letzten blicken

splitter aus glas balken knirschen kostbare knochen die erde frisst

das webzeug der jugend stempel der jahre sinngewirk die ratten sind wir

gas! gas! gas! todesengel singen blut! blut! blut! fontänen und brunnen

im körperkessel im lesesessel mit nichts als nacht.

von Konrad

Eine Regel. Zwei Worte. Nicht mehr. Nicht weniger.

Südanlage, Geburtshaus. Ein Pressen. Ein Schrei. Der Letzte. Schmiere, Blut. Zu viel. Fließt, spritzt. Schneiden, absaugen. Ein Ruck. Ein Schrei. Der Erste. Halb Waise. Leben vergeht. Leben entsteht.

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von Steffen

zwischen den schatten unter den lampen kommt es heran

weiße schrift auf schwarzem grund ein grünes meer und roter schaum

wir sind verwundet die hohlen knochen an worten zerbrochen

mit narben geboren ein schließen der augen das zucken der zunge

keine erlösung es ist real das ist kein traum

mein guter freund wir sind allein du kannst nur du und ich ich selber sein

als freie menschen schreiten wir voran auf alles was als wichtig gilt den blinden spiegel und darin gefangen unser bild.

von Steffen

Nachtvogel sing und Mach es gut Sag mir die Wahrheit Sag mir die Zukunft Wird mehr sein als ein Dunkler Streif am Horizont

Ihr Scharen Ihr Gänse Aus dem Nichts Fliegt ins Licht Jagt dem Tag Stur hinterher

Du Jäger der Schwärme Gleitest allein In engen Spiralen Über den Dingen Hinter den Ringen der Stadt

Stürzt und steigst Und rastest auf Masten Umrahmt von Stein Stahlgraue Blicke In die Fremde Du bist nicht ich Doch ich bin dein.

von Konrad

Ich hasse alles an Puffs. Die Beleuchtung, die Wärme das Billige, den Geruch, das Abgewetzte, Oberflächliche, die Nutten. Vor allem die Nutten. Ich lehne in der Hofeinfahrt und blicke dem entgegen, was mir gleich bevor steht. Die Zigarette schmeckt schal und eklig. Zischend landet sie in einer Pfütze. Ich gehe los. Durch den Nieselregen, auf den rot und blau beleuchteten Fickbau zu.

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von Konrad

Er braucht sie nicht zu suchen. Er findet sie. Möglichkeiten, poröse Stellen, Durchgänge. Dann schlägt er zu.

Der nächtliche Himmel ist wolkenverhangen, kein Mond und kein Stern leuchten von oben. Neben ihr liegt das Wäldchen, von dem sie nur die vorderen Büsche und Bäume ausmachen kann, bevor die Dunkelheit alle Konturen verschluckt. Auf der anderen Seite ihres Weges fließt der Fluss, träge wie ein perfekter, schwarzer Spiegel. Die Lampen am Ufer scheinen heute schwächer und stehen viel weiter auseinander als sonst, nur kleine Inseln aus trübem Licht.

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von Konrad

Das Bremspedal schlägt am Boden auf. Muskeln verkrampfen. Hände versuchen zu greifen. Hintern heben sich von Sitzen. Zähne schlagen aufeinander. Die Nadel rast dem Nullpunkt entgegen. Schuhe verlieren den Grip. Kommen ins Rutschen. Hände vergeben den rettenden Halt. Gewicht, plötzlich ungesichert. Reifen blockieren, drehen ein Stück, blockieren und drehen sich wieder. Kommen zum Stillstand. Fliehkraft rammt die hilflose Trägheit der Masse. Prallt gegen die Scheibe. Erst Hände. Dann die Nase. Ein Labyrinth aus millionen Kreuzungen. Entsteht. Vergeht. Noch bevor das Blut zu schießen beginnt. Tascheninnereien nehmen Fahrt auf. Füße in der Luft. Hände auch. Zeitlupenfiguren. Zusammen mit abertausenden Glasmeteoriten. Mikrostroboskopische Fliegerasse werden zu Chaos. Auf dem Boden, auf Sitzen, in Haaren, Ausschnitten, Taschen, Mündern, Kinderaugen. Zacken ritzen, schneiden, färben sich rot. Dröhnen wie Starkregen. Sitze werden überschlagen. Finger beim Aufsetzen, biegen und brechen. Die Flugmasse verlangsamt beim Aufprall, wieder verkörpert. Staucht, reisst, schürft auf, blutet, zerschindet. Kracht, knackt. Stirbt letztlich. Abschiedsblut versickert in Ritzen. Herrschaft absoluter Stille. Kurz. Bevor das Stöhnen beginnt.

von Konrad

Allein die Ankündigung von „no time to die“ zieht mich, trotz über einjährigen Kinoaushungerns, nicht direkt vor die große Leinwand. Dafür waren die Craig-Filme der letzten Jahre zu repetitiv, zu bemüht. Deshalb wage ich, ohne auch nur den Trailer, geschweige denn den Film, gesehen zu haben, hier eine Voraussage von James Bond Teil 25:

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von Konrad

Karlsgartenstraße 3. Peter schreckt schweißgebadet auf, plötzlich weiß er, dass er jetzt los muss. Sofort. Er knipst die Nachtischlampe an, reißt sich die Bettdecke von den Beinen und springt auf. Noch in der Drehung vom Bett herunter angelt er nach seiner Hose auf dem Stuhl neben sich. „Was ist los?“, fragt eine müde Stimme von der linken Seite des Bettes. „Nichts, schlaf weiter! „, raunzt Peter zurück. Hastig zieht er sich ein paar Socken an. Er registriert, dass die Farben nicht zusammenpassen, ist aber schon damit beschäftigt, einen Pulli aus dem Haufen zu zerren.

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von Konrad

Yi hat ihre Beine fest um das Gestänge geschlungen. Sie hält sich mit aller Kraft so sicher wie möglich und ist nahe davor, einen Krampf zu bekommen. Vor sich blickt sie in den lichten Tunnel, den der Ausleger des Krans bildet. Rotes, dickes Gestänge, kalt von der Nacht und taufeucht vom heraufziehenden Morgen. Hinter ihr ist nichts mehr, Yi sitzt auf der Grenze zum Abgrund.

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